Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Diakonin Gesine Friedrich

Zu Hause sein

Nach Hause kommen – das ist doch der Wunsch an Weihnachten! Vielleicht haben Sie sich in den letzten Tagen an die Weihnachtsfeste zu Hause erinnert, die Sie früher als Kind mit Ihren Geschwistern gefeiert haben.

Liebe Gemeinde,
 
auf Ihrem Liedblatt steht ein Zitat von Friedrich von Bodelschwingh:
„Nach Hause kommen, das ist es, was das Kind von Betlehem allen schenken will, die weinen, wachen und wandern auf dieser Erde.“
 Ja, nach Hause kommen – das ist doch der Wunsch an Weihnachten!
 
Vielleicht haben Sie sich in den letzten Tagen an die Weihnachtsfeste zu Hause erinnert, die Sie früher als Kind mit Ihren Geschwistern gefeiert haben.
Vielleicht haben Sie auch die Weihnachtsfeste in Erinnerung, die Sie selbst zu Hause vorbereitet haben für Ihre Familie, mit Christbaum, Festessen, Bescherung und Kirchgang. Wenn die erwachsenen Kinder nach Hause kamen.
 
Ich habe Ihnen eine Weihnachtsgeschichte mitgebracht, bei der auch ein erwachsener Sohn nach Hause kam. Erich Kästner hat die Geschichte geschrieben. Es ist eine typische Alltagsgeschichte von Kästner, die auch leisere Töne anklingen lässt. Sie heißt: „Felix holt Senf“.     vorlesen
(aus: Kästner, Erich: Das Schwein beim Friseur, Atrium Verlag Zürich)
 
Soweit die Geschichte von Erich Kästner.
Der Junge ist ja dann doch noch nach Hause gekommen.
 
Sie, liebe Bewohnerinnen und Bewohner, sind jetzt hier im Pflegeheim zu Hause. Und doch haben Sie hier zwar Ihr eigenes Zimmer, nicht aber die eigene Wohnung oder das eigene Haus, in dem Sie früher zu Hause waren. So ist es für manche sicherlich besonders an Weihnachten schwer, nicht mehr bei den Lieben zu Hause zu sein. Eben weil es dort so schön war.
 
Schauen wir auf die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium:
Denn auch Maria und Josef waren an Weihnachten nicht zu Hause. Sie verbrachten die Heilige Nacht in der Fremde, in Betlehem.
Dort angekommen fanden sie keinen Platz in der Herberge, nur eine Notunterkunft. Und da gebar Maria dann das Jesuskind. Eine Futterkrippe diente als Kinderbett. D.h. nicht einmal das Bett war ein kuscheliges Zuhause!
 
Sicher hätten sich Maria und Josef die Geburt ihres Kindes auch anders vorgestellt: zu Hause in Nazareth, in der vertrauten Umgebung. So aber waren die äußeren Umstände der Heiligen Nacht für die junge Familie alles andere als einladend und heimelig.
 
Und doch war diese Nacht damals schön, sie war hell und warm. Denn die, die gekommen waren, um das neugeborene Kind zu begrüßen, fühlten sich heimisch und geborgen, obwohl sie nicht zu Hause waren.
Sie spürten: in diesem Kind hat der Himmel die Erde berührt.
 
So heißt es im Lk-Ev: die Hirten fanden das Kind und als sie es gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus und lobten Gott.
Und im Mt-Ev heißt es: die drei Könige fanden das Kind, fielen nieder, beteten es an und taten ihre Schätze auf.
 
Ja, die Heilige Nacht war schön, weil Gott in dieser Nacht auf die Erde kam. Er hat uns gezeigt, wo er gerne zu Hause sein möchte. Mitten unter uns!
Denn die Sehnsucht nach einem Zuhause, nach einem Ort der Geborgenheit treibt uns ein Leben lang um. Es sind Orte, wo wir die Gegenwart Gottes spüren können.
 
Und deshalb liegt es an uns Orte zu schaffen, wo wir die Gegenwart Gottes spüren können! Ich meine, dass wir solche Orte auch hier im Pflegeheim schaffen können, wenn wir z. B. die neuen Bewohnerinnen / Bewohner freundlich willkommen heißen oder wenn uns bewusst ist, dass bei Besuchen es immer ein Nehmen und Geben ist. So können wir bei Besuche auch Gottes Geist spüren.
Ein Ort der Gegenwart Gottes kann auch nur eine Nische im Zimmer sein, wo ein Bild steht,  ein Kreuz hängt oder ein anderes Symbol.
Ein jüdisches Sprichwort heißt: „Gott wohnt da, wo wir ihn einlassen.“
 
Damals in der Heiligen Nacht hat Gott gezeigt, wo er wohnt, wo er zu Hause sein möchte. Und das gilt heute noch genauso.
Mitten unter uns, an unserer Seite, an jedem Ort, zu jeder Zeit ist Gott zu Hause. Ja, wenn ich die Mystikerin Teresa von Avila zitiere, dann will Gott auch in uns selbst zu Hause sein. Sie sagt:  „Du, Gott, bist mein Haus und meine Bleibe, bist meine Heimat für und für.“
 
Wir selbst können also Gottes Zuhause sein.
Doch wie können wir Gottes Zuhause sein?
Hier fallen mögliche Antworten sicher je nach Alter und Lebenserfahrung  sehr unterschiedlich aus. Kommen Sie doch an den Weihnachtstagen ins Gespräch darüber!
 
(Mir – in meiner Lebenssituation- ist zunächst die Kraft der Stille eingefallen, d. h. wenn ich zunächst auf meinen Atem höre, dann kann ich draußen in der Bewegung in Stille kommen. Ein kleines Lied kann dann aus mir herausklingen, so dass ich singend mit Gott beten kann.
Es gehört auch dazu, dass ich auf die Stimme meines Körpers achte, d. h. mit zu vollem Bauch spür ich Gott nicht.
Ich hoffe auch, dass ich bei all den Beziehungen an das Gute im Menschen glaube und achtsam im Wechsel zwischen Nähe und Distanz lebe.
Gewissheit habe ich über mein Haus-Fundament: das ist mein Glaube an den dreieinigen Gott. Und den will ich auch fröhlich weitergeben!)           
 
(Wenn wir ein Zuhause Gottes sein wollen, dann ist es auch wichtig, dass wir uns mit den eigenen Wurzeln versöhnen. Spannend ist ja, dass das Mt-Ev mit dem Stammbaum Jesu beginnt, also mit seinen menschlichen familiären Wurzeln.)
 
(Ich bin mir sicher, dass Gott auch ein Zuhause bei Ihnen, liebe Bewohnerinnen und Bewohner,  im hohen Alter finden kann, - da ist die Jahreslosung wieder so passend:
„Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“)
 
Fassen wir zusammen und kommen wir zurück zu Weihnachten.
In der Heiligen Nacht hat Gott gezeigt, wo er zu Hause sein möchte.
Da, wo wir an das Kind in der Krippe glauben, da ist unser Zuhause. Da können wir uns heimisch und beheimatet wissen. Ganz egal, wo und an welchem Ort wir sind.
 
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das an diesem Weihnachtsfest spüren:
Wo immer ich bin, ist Gott schon da.
 
Zum Schluss nochmals das Zitat von Friedrich v. Bodelschwingh:
 
„Nach Hause kommen, das ist es, was das Kind von Betlehem allen schenken will, die weinen, wachen und wandern auf dieser Erde."             
Amen.