Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Diakonin Ruth Dittus

.... und den Menschen Frieden

Frieden – ein großes Thema, gerade jetzt, wo die Welt aus den Fugen gerät, wo Krieg Mord und Totschlag die Nachrichten bestimmen.

Vorspiel„Allegro moderato aus der Sonate F-Dur von J.S.Bach  

Geschichte :

Ein König lobte einen Preis aus und lud Künstler ein, ein Bild des Friedens zu malen. Er wollte das beste Bild prämieren. Viele Künster hatten sich beteiligt, aber nur zwei Bilder wählte der König zur Entscheidung aus.  Das erste Bild zeigte einen ruhigen See, in dem sich die Berge und blauen Wolken spiegelten, die Sonne schien, Vögel zogen ihre Bahn.  Alle Betrachter verbanden dieses Bild mit Frieden. Das zweite Bild zeigte Berge, sie waren zerklüftet, rau und kahl. Graue Wolken, waren am Himmel, Regen fiel, Blitze zuckten. Und ein Wasserfall, dessen Tosen fast zu hören war, war zu sehen.

Hinter dem Wasserfall war ein kleiner, winziger Busch gezeichnet, der auf der zerklüfteten Felswand wuchs. Darin hatte ein Vogel sein Nest gebaut – und an diesem unwirtlichen Ort brütete ein Vogel.Der König wählte das zweite Bild aus mit der Begründung: Lasst euch nicht von schönen Bildern in die Irre führen. Frieden braucht es nicht dort, wo es keine Probleme, keine Kämpfe gibt. Wirklicher Friede bringt Hoffnung und Ruhe unter schwierigsten äußeren Umständen. Welches Bild von Frieden hätten Sie gemalt?

Musik „Siciliano“ aus der Sonate F-Dur von J.S.Bach      

Frieden – ein großes Wort, mit unterschiedlichen Vorzeichen. Hätten Sie auch dieses Bild einerfriedlichen Idylle gemalt?  Solche Sehnsuchtsbilder haben wir vermutlich alle in uns. Oder hätten Sie ein Bild von einer friedlichen Koexistenz gemalt?

Menschen leben und arbeiten da miteinander, leben in einer Nachbarschaft nebeneinander, lassen einander zwar existieren, haben aber miteinander wenig gemein. Mit Frieden verbinden wir normalerweise die Abwesenheit von Krieg.

Aber ist Frieden nicht viel mehr? Vielleicht denken Sie bei dem Wort Frieden auch an Schalom. Schalom, das hebräische Wort für Frieden, schließt soziale Gerechtigkeit, also sozialen Frieden mit ein.

Ich glaube, dass es ohne diesen Schalom keinen dauerhaften Frieden geben kann.Schalom, das ist Wohlergehen, Glück, Ruhe, Sicherheit für alle Menschen. Frieden und Gerechtigkeit gehören untrennbar zusammen. Frieden ohne Gerechtigkeit ist nur Waffenstillstand. Der nächste Streit, der nächste Krieg ist dann schon vorprogrammiert.

Vielleicht denken Sie auch an eine friedliche Versöhnung, friedliche Vergebungnach einem Streit mit Familienmitglieder, Freunden, Nachbarn, unter Gemeindegliedern. Franz von Assisi hat uns dazu ein Gebet hinterlassen – sie kennen es alle:

„O Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt, dass ich verbinde, da wo Streit ist, dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht, dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt, dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält, dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert, dass ich Freud mache, wo der Kummer wohnt.“

Darüber hinaus ist ein wichtiger Frieden für mich der Friede mit Gott. Frieden mit Gott heißt, sich versöhnen, sich nicht verzehren in Vorwürfen gegenüber Gott oder den Menschen. Dass ich nicht beunruhigt bin durch all das, was geschehen ist, was wir versäumt haben, was wir an Verschulden und Versagen mitbringen. Nicht beunruhigt zu sein durch die Erwartung, es werde ja sowieso wieder eine Menge Versäumnis und Versagen geben. Frieden mit Gott heißt, alles, was war, was ist, was kommt, in die Hände Gottes zu legen.

Frieden – ein großes Thema, gerade jetzt, wo die Welt aus den Fugen geraten ist, wo Krieg, Vertreibung, Mord und Totschlag die Nachrichten bestimmen, Bomben auf Städte und Menschen fallen, zerstörte Infrastrukturen ganze Völker in ein Chaos stürzen. Das Leid ist groß, da mag die Weihnachtsbotschaft … und den Menschen Frieden zynisch klingen.

In Lukas 2 singen die Engel:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“

Wünschen die Engel, dass Friede auf Erden sei, weil ja kein Frieden auf Erden ist? Friede auf Erden – verkünden die Engel den Weltfrieden? Eine wichtige Erkenntnis scheint mir zu sein, dass es bei dem Lobgesang der Engel wohl nicht um einen allgemeinen Weltfrieden geht. Den gab es weder zur Zeit Jesu, noch heute.

Eine andere Übersetzung lautet:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Der Friede Gottes wird bei allem Hass und Streit in der Welt denen verheißen, auf denen Gottes Wohlgefallen ruht. Anders gesagt: Herrlichkeit ist bei Gott in den Höhen der Himmel und Friede auf Erden unter den Menschen, an denen Gott Wohlgefallen hat. Aber wie geht denn Frieden auf Erden? 

Musik „Siciliano“ aus der Sonate a-moll von J.S.Bach                                                                     

Ein Sprichwort sagt: „Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Frieden geht also nur miteinander.

Frieden zu zweit, zu dritt, zu viert.

Frieden ist ein mühsamer Weg, er führt durch dürre Wüsten, durch Rückschläge, durch undurchdringliches Dickicht von Vorurteilen, durch gegenseitiges Nichtverstehen, Nichtverstehenwollen, ja auch durch Hass, Streit, Verzweiflung.

Frieden ist nicht das Ergebnis eines Sieges. Der Friede hat keine Ziellinie und keinen Endzustand. Frieden ist ein fortschreitender Prozess, das Ergebnis vieler Entscheidungen.

Frieden beginnt mit dem ersten Schritt aufeinander zu.

Den Friedensweg gehen, heißt, zu glauben, dass Gott in unserem Herzen Frieden schafft und wir dadurch dem Frieden Raum geben können in dieser Welt.

Dieser innere Frieden  in unserem Herzen  – da ist die Wurzel des Friedens, da wird der Samen für ein Friedensreich gelegt, dort beginnen die Bäume des Friedens zu wachsen, dort in unserem Herzen ernten wir die Früchte des Friedens.

„Ehre sei Gott im Himmel, denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu.“

Diese Umschreibung gefällt mir gut, denn Gott die Ehre geben, auf Gott setzen, auf seinen Frieden hoffen – das ist adventliche Erwartung. Weil Gott sich uns in Liebe zuwendet, können wir auch auf die Liebe setzen, so wie Hans-Dieter Hüsch dichtet:

„Ich setze auf die Liebe wenn der Sturm mich in die Knie zwingt
und Angst in meinen Schläfen buchstabiert
ein dunkler Abend mir die Sinne trübt
ein Freund im anderen Lager singt
ein junger Mensch den Kopf verliert
ein alter Mensch den Abschied übt.

Das ist das Thema
den Hass aus der Welt zu entfernen
und wir bereit sind zu lernen
dass Macht Gewalt Rache und Sieg
nichts anderes bedeuten als ewiger Krieg auf Erden
und dann auf den Sternen.
Ich setze auf die Liebe.“

Ist Liebe in uns, bringt sie Freude hervor und wirkt wie ein Segen hinein in Familien, Dörfer, Städte, Länder, in die Welt, denn wer sich selbst liebt, mit sich und mit Gott im Reinen ist, Frieden ausstrahlt, wer sich gerecht verhält, sich gerecht behandelt fühlt, kommt nicht in Versuchung, Anderen den Krieg zu erklären – im Kleinen, wie im Großen.

Unter diesen Voraussetzungen könnte Weihnachten ein Fest des Friedens werden.

Nachspiel, das Allegro aus dem Concertino in D-Dur von John Baston.

Einladung einander ein Zeichen des Friedens zu geben:
Stehen sie auf, gehen sie aufeinander zu mit den Worten „Friede sei mit dir.“

Schluss: „Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsre Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.“

Amen