Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Diakonin Ruth Dittus

Gottesdienst zum Thema Zeit

Die einen Menschen haben nie Zeit. Immer sind sie auf dem Sprung. Immer sind sie unter Zeitdruck. Hektisch jagen sie von einem Termin zum anderen. Aber es gibt auch Menschen, die haben viel Zeit.

Vorspiel

(Pendeluhr schlägt 17 Uhr)

Begrüßung                                                       
Ich habe Ihnen eine alte Uhr mitgebracht. Fast Hundert Jahre alt und sie funktioniert noch. Immer zur halben und zur vollen Stunde schlägt sie.  Hören Sie wie das Pendel tickt? Es ist ein Erbstück meines Großvaters. Sie hängt normalerweise bei uns zuhause an der Wand.
Uhren erinnern uns mit jeder Sekunde daran wie die Zeit vergeht, jeder Glockenschlag macht uns darauf aufmerksam.
Ein neues Jahr hat gerade begonnen. Die Jahre kommen und gehen.
Die Zeit vergeht einfach so, lautlos, sie fließt wie ein ruhig dahinziehender Strom. Und Sie und ich leben in und mit der Zeit. Auch jetzt während wir diesen Gottesdienst feiern.

Votum:
Gott ist der Grund unseres Lebens,
Jesus der Grund unserer Hoffnung,
die Gabe des Heiligen Geistes Grund unserer Gemeinschaft.
Darum feiern wir diesen Gottesdienst im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Lied:
EG 64 "Der du die Zeit in Händen hast..." Vers 1,2, 4 und 6

Psalmgebet: (Ps. 31, EG 716)
Gott, auf dich traue ich, laß mich nicht zuschanden werden.
Neige deine Ohren zu mir.
Sei mir ein starker Fels und eine Burg.
Um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte. Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Ich aber Gott hoffe auf dich:
Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen.
Ehre sei dem Vater...

Ansprache:
Zeit
Die einen Menschen haben nie Zeit. Immer sind sie auf dem Sprung.
Immer sind sie unter Zeitdruck.
Hektisch jagen sie von einem Termin zum anderen.
Aber es gibt auch Menschen, die haben viel Zeit.
Für sie scheint die Zeit ein anderes Tempo zu haben.
Sie haben viel Zeit - Zeit, die nur langsam vergeht und scheinbar nicht vorübergehen will.
Sie verrinnt wie der Inhalt dieser Sanduhr: Körnchen für Körnchen.

(Sanduhr umdrehen)

Man kann zusehen wie die Zeit vergeht.
Auch wenn es so aussieht als würden die Zeiger der Uhr sich nicht
bewegen - selbst wenn die Uhr stillsteht, die Zeit verrinnt trotzdem.
Lautlos fließt die Zeit wie ein Strom und meine Lebenszeit fließt mit.
Ich kann diesen Strom nicht an- oder aufhalten. Auch dann nicht, wenn ich die glücklichen Momente in meinem Leben am liebsten festhalten möchte.
Wer wollte das nicht? Und ist es nicht gerade so, die schönsten Stunden vergehen im Fluge, die ungefüllten, langweiligen scheinen eine Ewigkeit lang nicht zu vergehen?
Ich kann die Zeit aber weder beschleunigen noch bremsen. Ich kann die Zeit entweder nützen oder vertrödeln. Wir alle haben gleich viel Zeit, Zeit nachzudenken, Zeit um zu warten.
Wir haben die Fähigkeit uns an Vergangenes zu erinnern. Die Zeit gibt uns Raum zum Arbeiten und Spielen, zum Tun und Lassen, sie gibt uns Freiheit uns so oder anders zu verhalten.
Wir alle leben in der Zeit, sind ihr ausgesetzt.
Woher kommt die Zeit? Wo geht sie hin?
Wir kennen ihre Quelle und ihre Mündung nicht. In der Zeit ist etwas vom Ursprung und Ende zu spüren. Und dazwischen leben wir. Heute. Jetzt.
Ist das alles? Nein!

Da ist nämlich einer, der das alles zusammenhält: Zeit und Ewigkeit. Er räumt jedem von uns seine je eigene Zeit ein.
Alles hat seine Zeit, so heißt es im Prediger: Geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, abbrechen und aufbauen, weinen und lachen, klagen und tanzen, schweigen und reden.
Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Gott gibt uns die Zeit  als wertvolles Geschenk, und wir sollen sie uns nehmen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Nicht in der Vergangenheit verhaftet sein oder der Zukunft zugewandt. Nein: Leben heute, leben im Hier und Jetzt, leben im Augenblick.
Unsere Zeit ist aufgehoben in Gottes Händen - der Psalmbeter weiß darum wenn er sagt: Meine Zeit steht in deinen Händen.
Dieser Satz gibt uns Hoffnung. Die hektische, aber auch die wartende und ewige Zeit ist in Gottes Händen.

Der Dichter Andreas Gryphius hat es in Worte gefasst:
"Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen,
mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen,
der Augenblick ist mein und nehm ich den in acht,
so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht."

Es mag ja sein, dass uns nicht jede Minute erfüllt vorkommt, auch die erfüllten schönen Augenblicke werden wir nicht festhalten können. Aber Spuren der Erfüllung werden bleiben. Sie stärken uns und geben uns Hoffnung.
Gehen wir also getrost in dieses Jahr und achten darauf, was sich ereignen will an Gottes Geistes-Gegenwart.
Amen.

Lied EG 541
"Von guten Mächten wunderbar geborgen" Vers 1-3

Gebet:
Gott, es gibt die Stunden der Verzweiflung. Es gibt die Stunden, wo wir keinen Boden mehr spüren unter unsern Füßen, wo unsere Gedanken wie gelähmt sind, unser Herz schwer und verschlossen, unsere Ohren taub für tröstlichen Zuspruch.
Es ist die Zeit des Schweigens, die Zeit der Einsamkeit. Die Zeit zieht sich endlos hin.
Und doch Gott, bist du unterwegs zu uns, deine Treue ist groß. Wir können fragen, wir können zweifeln, wir können schweigen, doch wir wissen: Du willst da sein für uns, auch im neuen Jahr - an jedem Tag neu. Dafür danken wir dir.
Amen.

Vater unser

Segen
Gott segne die Jahre deines Lebens.
Gott schaue auf die Jahre der Fülle und die Jahre der Not.
Gott weine mit dir in deiner Trauer und Verlassenheit.
Gott bewahre deine Träume und Hoffnungen.
Gott heile deine Verwundungen und Traurigkeiten.
Gott sehe und höre, was du anderes Gutes getan hast.
Gott nehme dich liebevoll in die Arme und führe dich in das Reich der Liebe.
So segne dich Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
(aus: Mit sprechenden Gesichtern. Gütersloher Verlagshaus. - Rechteinhaber konnte nicht ermittelt werden. Für Hinweise sind wir dankbar.)

Nachspiel