Andachten - - Erstellt von Pfarrerin Irmtraut Endreß

Fallende Blätter

Die Blätter sind in den Knospen eingeschlossen – wie das Kind im Mutterleib -das erste zarte grün im Frühling ist voller Hoffnung und Erwartung – wie das erste Lächeln eines Kindes oder die ersten Schritte, die es tut.

Idee:
die fallenden Blätter im Herbst erinnern uns an das Werden und Vergehen im Leben

Material:
verschiedene Blätter (grün; rot/gelb; braun und welk). Die Blätter werden von den Verantwortlichen für die jeweilige Andacht selbst gesammelt und mitgebracht.

Glockengeläut

Begrüßung:
Wir möchten jetzt gerne eine Andacht mit Ihnen halten. Eine Andacht, in der bunte Herbstblätter uns begleiten und zum Nachdenken anregen sollen. Wir feiern diese Andacht im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (Alle): Amen.

Zu Beginn dieser Andacht singen wir ein Lied, das zwar nicht im Gesangbuch steht, aber das ganz gut zum heutigen Thema passt: „Bunt sind schon die Wälder – gelb die Stoppelfelder – und der Herbst beginnt …“

Gedicht (als Gebet) (EG; S. 976)

Die Blätter fallen, fallen wie von weit
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinenden Gebärden.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. – Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist einer, welches dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

Oder: (EG; Lied Nr. 533)

Du kannst nicht tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er, zum Heil uns allen, barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade – durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade, trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben, auch hier, in Raum und Zeit
und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

Arno Pötzsch

Oder das Gebet zum Lebensabend;
EG. Nr. 826

Die bunten Blätter liegen auf dem Tisch oder werden jetzt hervorgenommen und herumgezeigt, vielleicht auch herumgereicht.

Gesprächsimpulse:

  • bunte Blätter gehören zum Herbst
  • sie haben verschiedene Farben; sehen sehr schön aus; es macht Freude, die Farbenvielfalt zu sehen.
  • Es scheint so, als wollte Gott (die Natur) uns durch dieses Farbenspiel den Abschied vom Sommer erleichtern, verschönern
  • es kann auch traurig machen, zu sehen, wie die Blätter fallen; man spürt: der Sommer ist vorbei; bald kommt der Winter
  • mit den Blättern im Herbst verbinden sich Erinnerungen, schöne – und weniger schöne:
  • es macht Kindern Spaß durch das raschelnde Laub zu stapfen
  • es ist anstrengend, wenn man das Laub wegfegen muss – wohin mit den großen Haufen?
  • mit dem Laub kann im Garten auch gedüngt („gemulcht“) werden
  • man kann Blätter pressen und Bilder damit gestalten oder sie als Buchzeichen verwenden
  • … und was den Bewohnern sonst noch alles in den Sinn kommt!

Die Blätter erinnern uns auch an unseren Lebenslauf:

  • - die Blätter sind in den Knospen eingeschlossen – wie das Kind im Mutterleib
  • - das erste zarte grün im Frühling ist voller Hoffnung und Erwartung – wie das erste Lächeln eines Kindes oder die ersten Schritte, die es tut.
  • - das satte Grün im Sommer ist kräftig – wie wir Menschen uns fühlen, wenn wir mitten im Arbeitsleben stehen.
  • - die vielen Farben im Herbst machen deutlich wie bunt auch unser Leben ist (oder war); was wir alles erlebt haben; mit wie vielen Menschen wir zu tun hatten (und noch haben); welche Gaben und Fähigkeiten wir entwickelt haben in unserem Leben …

Das Welk-Werden der Blätter im Herbst erinnert uns daran, dass auch wir „welk“ werden. (Herbstblätter haben auch einen typischen Geruch – nach Erde und Vergänglichkeit.)

So passt es gut zusammen: dass der Monat November der Monat ist, in dem das Laub wohl endgültig von den Bäumen fällt; und dass im Monat November auch all die Gedenktage sind (Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag; Buß- und Bettag; Totensonntag = Ewigkeitssonntag) – Tage, an denen Menschen gerne auf den Friedhof gehen und an ihre verstorbenen Angehörigen denken.
Manchmal denken auch wir gerade in dieser Zeit mehr als sonst daran, was wohl aus uns werden wird wenn unser Leben zu Ende geht.

In der Bibel wird uns gesagt: Alles geht einem Ende zu. Aber das Ende auf der Erde ist nicht das Ende des Weges, den Gott mit uns geht.

Im Psalm 1 heißt es dazu:

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen
noch tritt auf den Weg der Sünder
noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

sondern hat Lust am Gesetz des Herrn
und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

Der ist wie ein Baum,
gepflanzt an den Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,

und seine Blätter verwelken nicht.
Und was er macht, das gerät wohl.

Aber so sind die Gottlosen nicht,
sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht
noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,
aber der Gottlosen Weg vergeht.

Der Psalmbeter macht uns Mut, unser Leben mit Gott zu leben. Und er sagt uns zu: Wer auf Gott vertraut, dem gelingt vieles von dem, was er sich in diesem Leben vornimmt, viel besser. Der kann zuversichtlicher leben. Der „bringt Frucht zu seiner Zeit; der blüht und grünt, wächst und gedeiht“.

Freilich erleben auch glaubende Menschen immer wieder Rückschläge. Auch der Glaube bewahrt nicht vor Enttäuschung. Aber im Glauben können wir mit Enttäuschungen und Rückschlägen besser fertig werden.

Und der Glaube sagt uns: nichts ist umsonst und verloren von dem, was mein Leben bestimmt hat. Alles ist gut aufgehoben bei Gott. Und wenn ich einmal nicht mehr lebe – dann vergehe ich nicht einfach bloß so – dann „falle ich zurück in Gottes Hand“ (wie im Gedicht von Arno Pötzsch; s.o. beschrieben).

Hier kann das Lied gesungen werden: Ich steh in meines Herren Hand … (EG Nr. 374)

Als Abschluss kann das Gedicht von Sabine Nägeli (EG; S. 1226) gelesen werden – als ein tröstlicher, hoffnungsvoller Wunsch:
Wie ein Herbstblatt sich leise löst vom Baum,
so möchte ich mein Leben lassen,
wenn die Zeit reif geworden ist.

Leicht möchte ich sein,
nicht festhalten wollen,
im Fallen noch mich dir entgegenfreuen.

Sabine Nägeli

Schlusslied: (Vorschläge zur Auswahl):

  • Großer Gott, wir loben dich
  • Nun danket alle Gott
  • Nun ruhen alle Wälder
  • Der Mond ist aufgegangen

Gemeinsam gesprochenes Vater unser

Friedenswunsch reihum an alle; dazu die Hand geben

  • Friede sei mit dir!
  • Gottes Segen sei mit dir!
  • (oder ein ähnlicher Wunsch)

Schluss-Strophe:

  • Unsern Ausgang segne Gott
  • oder ein Abendlied (Herr, bleibe bei uns …)