Andachten - - Erstellt von Pfarrerin Irmtraut Endreß

Ernte des Lebens

In jedem Leben gibt es fette und magere Jahre nicht immer sind es sieben; und sie kommen auch immer wieder. Gut, wenn man in „mageren“ Jahren zehren kann von und sich freuen kann an dem, was man sich aus den „fetten“ Jahren mitgebracht hat.

Idee: Der Oktober ist der Herbstmonat. In der Natur entfalten sich prachtvolle Farben. Die Ernte ist abgeschlossen. Man beginnt von den Vorräten zu zehren. (Wer das Büchlein „Frederick“ kennt weiß, dass bei den Feldmäusen beides eine wichtige Rolle spielt – Vorräte an Lebensmitteln, aber auch Vorräte an Farben, Wörtern …)
Darum haben wir für die Andacht auch zwei mögliche Schwerpunkte vorgesehen:
   Farben – Bunt, statt Alltagsgrau
   Sammeln – was wir an Schätzen in uns tragen

 

Material:
Obst, Kastanien; bunte Farbstifte oder Tücher …
Oder:
Einen Korb zusammenstellen mit „Vorräten bzw. Nahrung für Leib und Seele“ (altes Gesangbuch, alte Bibel, Photos von früher; alte Schallplatte ….)

Wer den Schwerpunkt „Farben des Lebens" wählt kann mit bunten Tüchern oder Buntstiften arbeiten – welche gefallen mir – welche nicht; was fällt mir zu dieser Farbe ein …

Wer den Schwerpunkt „Was wir gesammelt haben“ wählt kann zum Beispiel ein Poesiealbum mitbringen; Gesangbuch, Bibel, Häkelspitzen, Postkarten … - oder erinnern an „inneren Besitz“ wie sportliche oder musikalische Fähigkeiten.

Da damit zu rechnen ist, dass manche Bewohnerinnen auch mit Bedauern sagen: Ja – das konnte ich mal – und jetzt??? – sei verwiesen auf das Gedicht: Der goldene Ball


Der goldene Ball

Was auch an Liebe mir vom Vater ward,
ich hab's ihm nicht vergolten, denn ich habe
als Kind noch nicht gekannt den Wert der Gabe
und ward als Mann dem Manne gleich und hart.
Nun wächst ein Sohn mir auf, so heiß geliebt
wie keiner, dran ein Vaterherz gehangen,
und ich vergelte, was ich einst empfangen,
an dem, der mir's nicht gab - noch wiedergibt.
Denn wenn er Mann ist und wie Männer denkt,
wird er, wie ich, die eignen Wege gehen,
sehnsüchtig werde ich, doch neidlos sehen,
wenn er, was mir gebührt, dem Enkel schenkt.
Weithin im Saal der Zeiten sieht mein Blick
dem Spiel des Lebens zu, gefasst lind heiter,
den goldnen Ball wirft jeder lächelnd weiter,
- und keiner gab den goldnen Ball zurück!


Börries von Münchhausen

Bei diesem Gedicht kommt zur Sprache, was auch für unsere Bewohner wichtig werden kann: Ich kann es selber nicht mehr (so gut wie früher). Aber vielleicht ist mir ja gelungen etwas davon an die Kinder und Enkel weiterzugeben, und so trägt mein Können von einst auch heute noch Früchte.

Glockengeläut

Begrüßung:
Wir möchten jetzt gerne eine Andacht mit Ihnen halten. Und weil im Oktober oft das Erntedankfest gefeiert wird werden auch wir bedenken, welche „Ernte“ es in unserem Leben schon gegeben hat – an Nahrung für Leib und Seele. Und wir feiern auch diese Andacht im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (Alle): Amen.

Lieder: Erntelieder

  • 336 – Danket, danket dem Herrn
  • 337 – Lobet und preiset
  • 503 – Geh aus, mein Herz
  • 508 – Wir pflügen …
  • 320 – Nun lasst uns Gott, dem Herren
  • 322 – Nun danket all
  • 324 – Ich singe dir …

Gebet:
EG Nr. 826 (Lebensernte, Lebensabend …)

Psalmgebet: Psalm 104 (EG 743)
Oder: Psalm 23 (EG 711)

Wir kennen das Sprichwort: spare in der Zeit – so hast du in der Not. – Ich möchte Ihnen heute eine Geschichte aus der Bibel erzählen, in der ein Mann genau so gehandelt hat. (1. Mose 41)

Es war Nacht. Der Pharao schlief tief. Da hatte er einen seltsamen Traum: Er stand am Ufer des Nil. Und aus dem Fluss stiegen sieben schöne und fette Kühe. Die grasten am Ufer. Danach stiegen noch einmal sieben Kühe aus dem Wasser. Aber sie waren hässlich und mager. Die fraßen die fetten Kühe auf.

Und noch einen Traum hatte der König in dieser Nacht: Er sah einen Getreidehalm vor sich, aus dem wuchsen sieben Ähren, schöne, dicke Kornähren. Danach sah er einen anderen Halm. Aus ihm wuchsen auch sieben Ähren. Aber sie waren dürr und leer. Die verschlangen die dicken Ähren.

Da wachte der König auf. Unruhig wartete er bis der Morgen anbrach. Dann rief er sogleich seine Gelehrten herbei und erzählte ihnen was er geträumt hatte.
„Auf, sagt mir, was die Träume bedeuten!" befahl der König. Aber die Gelehrten sahen ihn verlegen an. Sie konnten die Träume nicht deuten.

Da hörte der Mundschenk, was der König geträumt hatte. Plötzlich fiel ihm Josef wieder ein, den er vor ein paar Jahren im Gefängnis kennengelernt hatte. "Wenn doch nur Josef hier wäre!" dachte er bei sich. "Josef könnte gewiss sagen, was die Träume bedeuten!" Und er ging zum König, verneigte sich vor ihm und sagte:

„Mein König! Ich kenne einen Mann im Gefängnis. Der kann Träume deuten. Er hat auch mir vor Jahren einen Traum gedeutet, als ich im Gefängnis saß. Alles traf so ein wie er es damals vorausgesagt hatte." „Dann holt ihn sofort her!" befahl der König. „Worauf wartet ihr noch?"
Da holten sie Josef aus dem Gefängnis, schoren seine Haare, zogen ihm ein neues Gewand an und führten ihn vor den König. Der wartete schon ungeduldig auf ihn. „Ist es wahr? Kannst du Träume deuten?" fragte der König. „Nein,“antwortete Josef. „Ich kann es nicht. Aber Gott wird mir sagen, was die Träume bedeuten."

Da erzählte der König was er geträumt hatte. Josef aber sagte zum König: „Beide Träume bedeuten dasselbe. Sieben Jahre lang wird viel Korn wachsen. Aber danach kommen sieben schlechte Jahre. Kein Korn wird mehr auf den Feldern reifen. Alle Menschen werden hungern. Darum bau dir große Lagerhäuser und setze einen klugen Verwalter ein, der das Korn sammelt und die Lagerhäuser füllt! Und wenn die Hungersnot kommt soll er es an die Leute verkaufen."

„Das ist gut!" rief der König. „Dein Plan gefällt mir. Du sollst ihn selbst ausführen. Ab heute bist du der zweitmächtigste Mann in Ägypten." Und er gab Josef seinen kostbaren Siegelring, legte ihm einen Mantel um und hängte eine goldene Kette um seinen Hals. Danach schickte er ihn in seinem Königswagen durch das ganze Land und ließ vor ihm her in allen Städten und Dörfern ausrufen: „Dies ist der Mann, dem der König alle Macht übergeben hat. Ihm sollt ihr gehorchen!"

So sorgte Josef dafür, dass in den mageren Jahren keine Not war.

Gesprächsimpulse:
Je nach Zusammensetzung der Gruppe können verschiedene Themen zur Sprache kommen. Einige Anregungen finden Sie auch schon in der Einleitung (s.o.)

  • Josef sammelt in den „fetten“ Jahren Getreide, um einen Vorrat für die mageren Jahre anzulegen.
  • Auch in unseren Leben gibt es „Vorräte“, die wir in „guten Zeiten“ angelegt haben:
  • Eingemachtes an Nahrung
  • aber auch Reisen, an die man sich jetzt gerne erinnert
  • Bilder von Reisen, von der Familie …
  • Gedichte und Lieder, die man auswendig weiß
  • Pullover und Socken, die man gestrickt hat

In jedem Leben gibt es fette und magere Jahre – nicht immer sind es sieben; und sie kommen auch immer wieder. Gut, wenn man in „mageren“ Jahren zehren kann von und sich freuen kann an dem, was man sich aus den „fetten“ Jahren mitgebracht hat.
(Wer möchte kann auch von Frederick erzählen – ist aber sehr kindlich gemacht.)

Alternativ-Entwurf:

  • Buntstifte oder andere farbige Gegenstände
  • „sortieren“ – was gefällt – was nicht
  • Gespräch: woran erinnern diese Farben
  • z. B.: gelb = Sonne; blau = Himmel …
  • in jedem Leben gibt es Zeiten, die sind bunt (Kindheit? Jugend; Beruf; Familie) und in jedem Leben gibt es den „grauen Alltag“ (Beruf; Leben jetzt …?)
  • Wie können wir das Grau ertragen – was können wir ihm entgegensetzen?

(Zu denken ist auch hier wieder an „Frederick“)

Zu erzählen ist von dem, was wir an „Lebensfarbe“ aus früheren Jahren mitbringen (siehe oben – Poesie; Lieder, Gedichte; Fähigkeiten …)

Da ist es wie bei Josef in Ägypten. ER hat auch dafür gesorgt, dass in einer kargen Zeit des Lebens doch noch genug da war, um Leib und Seele zusammenzuhalten: 1. Mose 41

Für beide:  Wo es zum Problem wird, dass man all das jetzt nicht hat und kann – siehe oben das Gedicht vom „Goldenen Ball“
Liedvorschläge:

  • Nun danket alle Gott (321)
  • Lobe den Herren (316/317)
  • Großer Gott (331)

Gebet: EG 825.3 (Vorschlag)

Gemeinsam gesprochenes Vater unser
Abschluss wie üblich