Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Diakon Rainer Groeschel

Ein leerer Platz

Ich möchte heute den Stuhl in den Mittelpunkt stellen in Verbindung mit der Erinnerung an unsere Verstorbenen. Er, sie ist nicht mehr unter uns Lebenden.

Anmerkung: Im Raum stand ein alter Holzstuhl und die Gottesdienstteilnehmer haben ein Foto mit einem Plastikstuhl erhalten (siehe Liedblatt). Wem der Gottesdienst zu lang ist, kann auch die Geschichte von Petra Schulz weglassen. 

Vorspiel
Gruß/Begrüßung

Wir beginnen unsere Gedenkfeier an die Verstorbenen
im Namen Gottes, der die Quelle des Lebens ist,
und uns gibt, was wir zum Leben brauchen,
im Namen Jesu Christi, der die Liebe ist,
die uns vom Tod zum Leben bringt,
im Namen des Heiligen Geistes, der die Kraft ist,
die uns durch die dunklen Tage zum Licht führt. Amen. 

Schriftlesung aus Offenbarung 21

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.  Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!

Lied: EG 175, Ausgang und Eingang

Aus Psalm 33 (Hoffnung für alle)

Was Gott sagt, das meint er auch so,
und auf das, was er tut, kann man sich verlassen. 
Er liebt Recht und Gerechtigkeit,
seine Güte könnt ihr auf der ganzen Erde erfahren. 
Nur ein Wort sprach er, und der Himmel wurde geschaffen,
Sonne, Mond und Sterne entstanden, als er es befahl. 
Er sammelte das Wasser des Meeres an einem Ort
und speicherte die Ozeane in Becken. 
Die ganze Welt soll den Herrn fürchten,
ehrt ihn, ihr Völker der Erde! 
Denn er sprach, und es geschah,
er befahl, und die Erde war da. 
Der Herr schaut vom Himmel herab
und sieht jeden Menschen. 
Von seinem Thron blickt er nieder
auf alle Völker der Erde. 
Er gibt ihnen die Fähigkeit zum Denken und Handeln;
über alles, was sie tun, weiß er Bescheid. 
Der Herr aber beschützt alle, die ihm gehorchen
und auf seine Gnade vertrauen.
Er bewahrt sie vor dem sicheren Tod,
und in der Hungersnot erhält er sie am Leben. 
Wir setzen unsere Hoffnung auf den Herrn,
er steht uns bei und rettet uns. 
Er ist unsere ganze Freude;
wir vertrauen ihm, dem heiligen Gott. 
Herr, lass uns deine Güte erfahren,
wir hoffen doch auf dich! Amen.

Ehr sei dem Vater

Lied: 
EG 474,1-3 Mit meinem Gott geh ich zur Ruh

Verlesen der Namen, der im Pflegeheim verstorbenen Menschen

Manche von Ihnen wissen ja, dass ich gerne fotografiere. Ich habe da so meine eigenen Themen und Motive, die ich immer wieder in verschiedenen Variationen und aus unterschiedlichen Blickpunkten versuche aufs Bild, besser gesagt den Chip, zu bannen. Ich bin weniger ein Menschenfotograf, auch wenn es manchmal sein muss. Ich fotografiere beispielsweise viel lieber alte Türen und Fenster, Kanaldeckel, Kreuze und besondere Grabsteine, Pfützen, knorrige Bäume, Wurzeln und Hölzer, in denen ich Gesichter erkennen kann. Und ich mag Bänke und Stühle, wie auch einer auf der Einladung zu diesem Gedenkgottesdienst abgebildet war.

Ich möchte heute den Stuhl in den Mittelpunkt stellen in Verbindung mit der Erinnerung an unsere Verstorbenen. Einen leeren Stuhl, denn der Mensch, um den Sie trauern, den Sie vermissen und der Sie in den letzten 12 Monaten verlassen hat sitzt nicht mehr auf seinem Stuhl des Lebens. Er, sie ist nicht mehr unter uns Lebenden. In unserer Runde, in unserer Gemeinschaft ist eine Lücke. Sein Platz, ihr Platz ist nicht mehr belegt, er ist nicht mehr warm. Die Kälte des Abschieds, die Frostigkeit des Todes mag hoffentlich bei vielen von Ihnen zwischenzeitlich einer warmen, herzlichen Erinnerung gewichen sein. Doch ab und zu spüren und erkennen wir noch die Eindrücke auf dem Stuhl, die sein und ihr beendetes Leben hinterlassen hat.

Ein Leben endet hier bei uns im Haus öfters. (Durchschnittlich jede Woche eines. Wenn wir heute für jeden unsere verstorbenen Mitbewohner jeweils einen Stuhl oder auch Rollstuhl hingestellt hätten, dann wären das hier heute über 50 leere Plätze.) Ja, da sind es viele Lücken und leere Plätze, die wir notieren müssen. Wir haben keine xx leeren Stühle hingestellt, sondern stellvertretend nur einen. Aber wir haben für jeden verstorbenen Menschen eine Kerze mit Namen angezündet. Sie dürfen Sie nachher gerne mit nach Hause nehmen. Schauen Sie sich nun einmal diesen einen alten Holzstuhl hier vorne an.

… Niemand sitzt auf ihm. Stellen Sie sich vor, Ihr verstorbener Angehöriger, unser Mitbewohner, unsere Mitbewohnerin, würde darauf sitzen, lassen Sie Ihren Gedanken und Erinnerungen freien Lauf, wenn wir jetzt die Namen der Verstorbenen lesen und dazwischen immer wieder singen: „Eingang und Ausgang“ – was wir bereits zu Beginn gesungen haben.

Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Darauf vertrauen wir und hoffen wir – für unsere Verstorbenen und für unser eigenes Leben. Amen.

Wir denken an … (MitarbeiterInnen der Wohnbereiche verlesen die jeweiligen Namen, nach jedem Wohnbereich wird gesungen )

Lied:
EG 175, Ausgang und Eingang …

Wir denken an die Menschen, die wir verloren haben, die uns im Leben fehlen und deren Namen nicht genannt wurden. Wir kennen ihre Namen. Wir haben Erinnerungen: schwere und schöne, die uns über den Tod hinaus verbinden.

Für sie brennt diese Kerze.     (anzünden)

Ausgang und Eingang …

Wir denken an die Menschen, deren Namen wir nicht kennen und die ihr Leben verloren haben durch Krieg und Gewalt, durch Hunger und Naturkatastrophen.

Für sie brennt diese Kerze.     (anzünden)

Ausgang und Eingang …

Liebe Angehörige, liebe BewohnerInnen, liebe MitarbeiterInnen,

hier in unserem Pflegeheim gibt es viele Stühle. Sie sitzen ja gerade auf einen, manche hier im Raum sitzen auf einem Rollstuhl. Es gibt weitere Stühle auf den Wohnbereichen, im Speisesaal, in verschiedenen Ecken und Nischen und auf den Zimmern. Es sind Stühle mit und ohne Seitenlehnen, aus  unterschiedlichen Materialien, aus Holz, zum Teil mit Metall, gepolstert und auch nicht. Es sind Stühle, die dem Haus gehören, aber manche sind auch von zu Hause mitgebracht worden.  Und manche davon sind öfters mitumgezogen und haben viel erlebt. Der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt, vielleicht auch ein paar Holzwürmer. Da ist an dem einen oder anderen Stuhl eine Macke, eine tiefe Kerbe, etwas abgesplittert, das sind Alltagspuren zu sehen, vielleicht auch tiefe Schrammen und Wunden. Da ist längst nicht mehr alles so glänzend und gepflegt wie früher. Vielleicht merken Sie es an meiner Wortwahl, ich will den Stuhl mit dem Leben eines Menschen vergleichen, oder vielleicht besser ausgedrückt, meine Assoziationen sollen uns zum einen Ihren an Gott zurückgegeben Menschen nochmals in Erinnerung rufen und zum anderen zum Nachsinnen über unser eigenes Leben und Sterben motivieren.

Ich jedenfalls sitze gerne. Wenn ich zulange stehe, dann spüre ich meinen Rücken. Und freue mich über jede Sitzgelegenheit. Doch die ist manchmal auch kalt, hart und unbequem, da lässt es sich nicht so gut aushalten. Da steht man doch schnell wieder auf und sucht sich was anderes zu sitzen. Haben Sie auch solche Begegnungen mit Stühlen, mit Menschen gehabt? Da gab es Zeiten, wo nichts, nichts mehr zu sagen war, wo harte Vorwürfe und kalte Schuldzuweisungen ganz schnell die Atmosphäre vergifteten? Das war nicht gut beieinander zu sitzen, da war kein bequemer Stuhl, das ist man, da ist frau schnell wieder gegangen, auseinander gegangen, fort gegangen. Und der schmerzende Rücken blieb bei einem.

Wie gut ist dagegen ist ein gepolsterter Stuhl in der richtigen Höhe für meine Beine, die richtige Sitzfläche und auch die Schräge der Lehne sollte stimmen. Das tut meiner Seele gut, solch eine Begegnung könnte länger anhalten. Da bleibt man gerne sitzen. Und wenn es noch zusätzlichen Halt durch zwei stabile Armlehnen gibt, umso besser. Wenn man gut sitzt, kann man lange Gespräche führen, zuhören, sinnieren, meditieren, schweigen. Wenn man richtig gut sitzt, dann kann man auch im Guten streiten, anderer Meinung sein und das Für und Wider abwägen, sich Zeit lassen. Wenn man gut sitzt, dann kann man die Sprache, das Gesicht, die Haltung eines möglichen Gegenübers studieren, daraus Lernen, Rückschlüsse ziehen. Wer richtig gut sitzt, sich aufmerksam dem Gegenüber öffnet, hat die Chance etwas für eigene Leben mitzubekommen. Wer den anderen beachtet, hat nichts falsch gemacht. Wohl dem, der gut sitzt auf seinem Stuhl des Lebens.

Das Foto auf der Einladung zu diesem Gottesdienst zeigt keinen so bequemen Stuhl. Es ist ein Gartenstuhl, der seit langem draußen steht und vieles gesehen und mitgemacht hat. Er steht da schon lange, bei einem verlassenen Haus am Ortsrand eines Kurortes, eines bayerischen Staatsbades. Er hat schon bessere Tage gesehen, voll Leben und Lebendigkeit. Er wurde gebraucht bei Festen im Garten und durfte auch schon mal in die Wohnung, wenn es dort an Sitzgelegenheiten mangelte. Er war leicht und nahm es leicht, er bot jedermann freundlich seine  Dienste an. Nur vor ganz schweren Dingen nahm er sich in Acht. Er wurde beansprucht, gern beansprucht und oft auch wenig beachtet und gepflegt. Ein gutes Wort, etwas mehr Sorgsamkeit und mehr warme Sonnenstrahlen hätten ihm schon gut getan. Dann wäre er vielleicht noch in einem besseren Zustand. Dann könnte man ihn noch gebrauchen. Dann würde er sich nicht so überflüssig vorkommen wie jetzt.

Es ist Herbst geworden, das zeigen die ersten Blätter die sich in seiner Nähe sammeln. Die Tage werden kürzer, er steht länger im Schatten und morgens ist es manchmal schon ganz schön kühl. Er steht da, geschützt von dem Holzzaun hinter sich. Der hält ihm den Rücken frei, damit er auf die Straße schauen kann, die je heller der Tag wird, desto mehr mit Leben füllt. Er kann zwar nicht mehr auf die Straße, das will er sich und anderen nicht mehr zumuten, aber er kann noch dabei sein, zuschauen und zuhören, sich seine Gedanken machen und gedankenverloren vor sich hinträumen. Noch gehört er nicht zum alten Eisen oder Kunststoff, noch ist er an seinem Platz. Und vor der Straße und dem Gewirr und der Gefahr des Verkehrs ist er auch behütet mit zwei Querstangen aus Eisen, die ihn vor Dummheiten bewahren sollen.

Da steht er nun in seinem Alter. Die Sitzfläche ist beschädigt, ein großer Riss durchzieht sein Leben. Wer zu ihm hinschaut, näher kommt oder in sogar berührt, spürt, welch scharfe Wunde an ihm ist. Was mag da geschehen sein? War es anfangs nur ein kleiner Riss. Erst kaum bemerkt, der dann durch jede neue Belastung immer größer wurde, bis es nicht mehr auszuhalten war? Wer hat ihn verletzt, tief verletzt, und wen hat er verwundet?

Mir fällt auf, er steht noch auf seinen eigenen (vier) Beinen. Er ist immer noch eindeutig ein Stuhl zu erkennen, er ist und bleibt ein Stuhl. Ich weiß, irgendwann wird er nicht mehr so sicher und fest da stehen wie jetzt, irgendwann wird er nicht mehr da stehen, nicht mehr da sein. Wer nicht dort war, an ihm vorbei gegangen ist, wer ihn nicht gesehen und beachtet hat, der wird seine Abwesenheit nicht bemerken. Aber ich, der Fotograf, ich habe ihn gesehen, wie er da stand, allein, mehr oder weniger vergessen. Der Verpflichtung seines Herstellers, seines Schöpfers, nämlich Sitz und Halt zu geben, der konnte er offensichtlich kaum mehr nachkommen.

Ich habe ihn mir genau angeschaut, ich kann mir gut vorstellen, wie er in seinen guten, seinen besten Tagen auf andere gewirkt hat. Hell, luftig und makellos war seine Ausstrahlung, seine Formensprache klar und einfach und auch rund und geschwungen. Mit dem richtigen Partner und auch in Gemeinschaft mit anderen konnte er sich in Szene setzen und lud durch seine Art andere zum Sitzen, zum Sitzen bleiben ein. Es war leicht und es war leicht mit ihm, er war keine Belastung, im Gegenteil, er trug willig und schweigend manche Last. Er hat viel gehört, gesehen und hat geschwiegen. Er hat vieles für sich behalten. Ich kann vermuten, was da alles an ihm und um ihn herumgeschehen ist. Ich kann rätseln, was ihn so werden ließ, wie er nun vor mir steht. Ich kann Mut maßen und hier seine Geschichte deuten und erfinden, aber ich kann ihm nie gerecht werden. Ich bin nicht dieser Stuhl, er hat seine eigene Geschichte. Aber vielleicht ist es gut, wenn einer wie ich, sie ergründet und erfindet, versucht Gewesenes in Erinnerung zu bringen. Vielleicht tut es gut, wenn zwischen hier vorgetragenen Sätzen und Zeilen, die Erinnerung an ihren verstorbenen Angehörigen mitschwingt. Wie viel mehr wert war er oder sie gewesen, dieser Mensch unseres Schöpfers, dieses Gotteskind. Wie wertvoll ist er immer noch in Gottes Augen, wie wichtig waren unsere Begegnungen.

Wir haben vorher miteinander Teile aus Psalm 33 gesprochen. Auch da steht etwas von einem Stuhl, einem besonderen Stuhl, einem Thron. Darauf, so stellt es sich der biblische Psalmist ganz bildlich vor, darauf sitzt Gott, der Herr und schaut von oben herab auf uns Menschen, uns Erdlinge. Gott lenkt unsere Wege und achtet auf uns, er beachtet uns. Er will uns vom Tode erretten. Vorher haben wir das mit einander in der Sprache der Übertragung „Hoffnung für alle“ gesprochen. Glauben wir doch fest daran, dass es so ist. Um wie viel mehr der alte Stuhl unseres Fotos, sind unsere Verstorbenen und auch wir nicht vergessen. Nicht vergessen bei Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Und weil das so ist, weil ich fest daran glaube, deshalb kann, will und darf ich mit dem Psalmbeter sprechen:

Wir setzen unsere Hoffnung auf den Herrn,

er steht uns bei und rettet uns. 

Er ist unsere ganze Freude;

wir vertrauen ihm, dem heiligen Gott. 

Herr, lass uns deine Güte erfahren,

wir hoffen doch auf dich!

Musikalisches Zwischenstück (Von guten Mächten?)

Ich möchte Ihnen noch eine Geschichte über einen leeren Stuhl mitgeben, die ich gefunden habe:

Eines Tages bat eine junge Frau den örtlichen Priester in ihr Haus zu kommen, um mit ihrem Vater zu beten. Als der Priester ankam, sah er den Vater im Bett liegen, den Kopf auf viele Kissen gestützt. Ein leerer Stuhl stand neben dem Bett, so dass der Priester annahm, dass der alte Mann über seinen Besuch informiert wurde.

„Ich vermute, du hast mich erwartet“, sagte der Priester.

„Wer bist du?“, fragte der Mann.

Der Priester nannte seinen Namen und sagte: „Nun, ich habe den leeren Stuhl gesehen und angenommen, dass du weißt, worum es geht.“

„Würdest du bitte die Tür schließen?“ Erstaunt schloss der Priester die Tür.

„Ich habe nie jemandem davon erzählt, nicht einmal meiner Tochter“, sagte der Mann. „Mein ganzes Leben lang wusste ich nicht, wie ich beten sollte. Im Tempel habe ich den Priester über das Beten sprechen hören, aber ich war nicht richtig aufmerksam. Daher habe ich nie versucht zu beten“, fuhr der alte Mann fort, „bis eines Tages vor vier Jahren mein Freund kam und sagte: Bruder, beten ist einfach ein Gespräch mit GOTT. Dies schlage ich dir vor: Setz dich hin, stelle einen leeren Stuhl vor dich, stelle dir voller Vertrauen Gott darauf vor und sprich mit ihm. Das ist nicht seltsam oder komisch, weil Gott versprochen hat „Ich werde immer bei dir sein“. Dann sprich einfach mit ihm, wie du es jetzt mit mir tust.“

Der Mann erzählte weiter: „Nun, ich habe es versucht und es gefiel mir so gut, dass ich es seit dem jeden Tag mehrere Stunden mache. Ich passe natürlich auf, denn wenn meine Tochter sieht, dass ich mit einem leeren Stuhl spreche, würde sie das vermutlich beunruhigen“.

Dann betete der Priester mit dem Mann zusammen und ermutigte ihn, seinen Weg weiterzugehen. Er ging zurück zum Tempel und war sehr berührt von der Geschichte des alten Mannes.

Kurz darauf rief die Tochter den Priester an und sagte ihm, dass ihr Vater am Nachmittag gestorben war.

„Ging er in Frieden?“ fragte der Priester.

„Ja. Als ich gegen 2 Uhr das Haus verließ, rief er mich noch zu sich an sein Bett, sagte mir, wie sehr er mich liebt und küsste mich auf die Wange. Und als ich eine Stunde später zurückkam, war er gegangen. Aber etwas war seltsam daran. Scheinbar hat sich Vater, kurz bevor er gegangen ist, zur Seite gelehnt und seinen Kopf auf den leeren Stuhl neben seinem Bett gelegt. Was denkst du darüber?“

Der Priester wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte: „Ich wünschte, wir alle könnten so gehen.“

(19.10.12 von Petra Schulz, www.oneness24.de)

Ich wünsche uns allen gute Erinnerungen an diesen Gottesdienst. Möge die Erinnerung an den leeren Stuhl in vielfacher Hinsicht gut tun. Möge uns Gott wohlwollend auf unserer Lebensreise begleiten, denn aus Gottes guten Händen kommt Zeit und Ewigkeit. Amen.

Lied:
EG 646,1-5, Aus Gottes guten Händen kommt Zeit und Ewigkeit

(während des Singens werden die Kerzen mit den Namen der Verstorbenen gelöscht)

Fürbitte:

Gott, in diese dunklen Tage und Zeiten sendest du dein Licht. Du willst unsere Tränen abwischen und uns neue Kraft schenken.

Du siehst, wo der Tod Lücken unter uns und leere Stühle hinterlassen hat. Aber wir vertrauen dir und bitten dich für uns und für alle, die um einen Menschen trauern, der ihnen lieb und wert war, den sie begleitet haben zu Hause und hier in unserem Pflegezentrum.

Sei du bei allen, die weinend oder stumm an den Gräbern stehen und auch bei denen, die nicht wissen, wo Ihre Angehörigen und Freunde verblieben sind. Nimm sie unter deine Flügel und schenke, dass sie hoffen können -  für die Verstorbenen und für sich.

Wir bitten dich für alle, die leiden, krank sind und Schmerzen haben. Wir bitten für die, die den Tod vor Augen haben und für die, die nicht sterben können. Erfülle sie mit deiner Nähe, lass sie erfahren, wie du uns alle Tage im Leben und im Sterben bei uns bist.

Wir bitten dich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die vielen Ehrenamtlichen unseres Hauses, die Menschen im Leben und im Sterben begleiten. Schenke ihnen Orte des Lichtes, an denen sie aufatmen können und erfüllt werden mit Wärme und Hoffnung.

Wenn wir jetzt hinausgehen ins Leben, in dem der Tod seine Spuren hinterlassen hat und hinterlässt, dann halte den Glauben in uns wach, dass bei dir der Tod nicht mehr sein wird und alles Leben in deinen Händen geborgen ist und wir bei dir Zuflucht finden.

Was uns sonst noch bewegt und auf dem Herzen liegt, das bringen wir jetzt vor dich, wenn wir gemeinsam mit den Worten Jesu beten:

Vater unser im Himmel

Abkündigungen

Lied:
EG 564, Segne uns o Herr

Segen

Dreifaches Amen

Nachspiel