Andachten - - Erstellt von Pfarrer Michael Vetter

Die Fastenbrezel

Brezeln gibt es aus süßem Hefeteig und Blätterteig und es gibt die salzige Laugenbrezel. Es gibt Lebkuchenbrezeln, Neujahrsbrezeln, mancher Orts Palmbrezeln am Palmsonntag und dann gibt es auch noch Fastenbrezeln in Biberach an der Riß zum Beispiel, die werden anstatt in Lauge nur in Wasser getaucht. Wie war das früher, gab es jeden Tag Brezeln zu essen? waren das besondere Anlässe?

Benötigt wird:

  • Eine große Brezel zum Zeigen.
  • eventuell kleine Brezeln zum Mitgeben.

Glockenläuten
Vorspiel

Votum:
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.   Amen.

Begrüßung:
Herzlich begrüße ich Sie heute Morgen, es freut mich mit Ihnen Gottesdienst zu feiern.
Für diesen Gottesdienst habe ich Ihnen etwas mitgebracht, das sie hoffentlich erkennen können.
(Brezel zeigen und benennen lassen]
Eine Brezel erinnert auf verschiedene Weisen an die Passionsgeschichte, damit wollen wir uns heute beschäftigen.

Eingangslied:
„Ich grüße dich am Kreuzes...“ EG 90, 1+2

Psalm 43, EG 724   [zusammen gesprochen]

Eingangsgebet:
Wir beten weiter.
Ewiger Gott, du Quelle des Lebens,
du hast uns ein neues Leben verheißen und willst uns trösten und Freude schenken auf unserem Weg.
Dafür danken wir dir und bitten dich:
Öffne uns die Augen und die Ohren dafür, dass du selbst das Leben bist.
Hilf, dass wir allezeit deinen Verheißungen trauen.
Das bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn
und bringen dir in der Stille, was uns besonders bewegt...
[...]
... Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.  Amen.
(aus: „Freut euch! Familiengottesdienst an Lätare“ erschienen im Gottesdienst-Institut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern)

Schriftlesung: Johannes 11, 46-53

Hauptlied:
„Ein Lämmlein geht und trägt...“ EG 83, 1+6

Predigt:
Liebe Gemeinde!
[Brezel zeigen]
Brezeln gibt es in vielen verschiedenen Macharten:
welche Macharten kennen Sie?
 […erzählen lassen]

Brezeln gibt es aus süßem Hefeteig und Blätterteig und es gibt die salzige Laugenbrezel.
Es gibt Lebkuchenbrezeln, Neujahrsbrezeln, mancher Orts Palmbrezeln am Palmsonntag und dann gibt es auch noch Fastenbrezeln in Biberach an der Riß zum Beispiel, die werden anstatt in Lauge nur in Wasser getaucht.

Wie war das früher, gab es jeden Tag Brezeln zu essen?
- waren das besondere Anlässe?
 […erzählen lassen]

Erinnern Sie sich noch daran, wieviel man früher für eine Brezel bezahlt hat? – Heute zahlt man ja manchmal einen Euro, an Bahnhöfen zum Beispiel.
 […erzählen lassen]

Außerdem: Es scheiden sich die Geister daran, wo man die besten Brezeln kaufen kann. Manche schwören auf die Brezeln nur von dem einen Bäcker, die anderen haben einen anderen Lieblingsbäcker.

Eine Brezel ist ein symbolträchtiges Backwerk. Viele Bedeutungen misst man der Brezel zu. Ich will drei davon herausheben:

Zum einen hat die Brezel drei Durchblicke.
Drei Durchblicke auf die unterschiedlichen Sichtweisen Gottes, also auf die Trinität, die Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit Gottes.
Drei Durchblicke: auf Gott den Vater, auf den Sohn und auf den Heiligen Geist.

Wenn wir auf Gott schauen, erleben wir ihn als Gott den Vater, der Himmel und Erde geschaffen hat, auch uns. So bekennen wir es im Apostolischen Glaubensbekenntnis.

Dann können wir auf den Sohn durchblicken, auf Jesus Christus. Gerade jetzt in der Passionszeit denken wir besonders an ihn. Wir bedenken sein Leiden und seinen Weg ans Kreuz. Er zeigt uns, wie sehr uns Gott der Vater liebt.

Und schließlich blicken wir durch die Durchblicke der Brezel auf den Heiligen Geist. Mit ihm ist Gott auch jetzt bei uns, wenn wir Gottesdienst feiern, er erhält uns im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung.

Das war eine symbolische Bedeutung der Brezel, kommen wir zur zweiten. Sie hängt mit einer Sage von der Entstehung der Brezel zusammen:
Die erste Brezel soll ein Mönch in einem Kloster in Südfrankreich gebacken haben, schon um das Jahr 610 n. Chr. Und zwar wollte er durch übrig gebliebene Teigstreifen die Gebetshaltung seiner Mitbrüder nachahmen.

So erinnert die zweite symbolische Bedeutung der Brezel an das Gebet, also die zum Gebet verschränkten Arme.
Die Mönche hatten damals eine andere Gebetshaltung als wir heute. Sie kreuzten ihre Arme über der Brust und legten die Hände auf die Schulter. Ich finde diese Haltung hat schon Ähnlichkeit mit einer Brezel.
Und auch wenn wir das Vaterunser beten, bitten wir ja „unser tägliches Brot gib uns heute“, so hat es uns Jesus selbst gelehrt. Die Brezel ist im weitesten Sinn eine Art Brot.

Nun, Jesus hat uns nicht nur gezeigt wie wir beten können, sondern er hat uns auch gezeigt wann wir beten können, das zeigt uns die Passionsgeschichte:
Jesus hat uns gezeigt, dass wir uns in allen Lebenslagen an Gott wenden können. Wenn wir uns freuen, können wir Gott danken. Wenn es uns ganz schlecht geht, können wir uns Gott anvertrauen. Wenn wir Angst haben, weil wir nicht wissen was noch alles auf uns zukommt, auch wenn wir Angst vor dem Sterben haben. Auch Jesus kennt dies und er hat in dieser Situation gebetet. Davon erzählt die Passionsgeschichte im Garten Gethsemane:

„Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe. Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen.
Und er warf sich auf die Erde und betete, dass diese Stunde an ihm vorüberginge und sprach:
Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“     (Mk. 14, 32.33.35b.36)

Bestimmt kennen viele von Ihnen diese Worte Jesu. Sie zeigen mir, dass auch wir uns an Gott wenden dürfen und zwar auch in den äußersten Lebenslagen, wenn die Angst uns zu übermannen droht und es uns zum Zittern und Zagen ist, wir können das Leid vor Gott bringen.

Als drittes erinnert mich die Brezel noch an das Wort Jesu: „Ich bin das Brot des Lebens“. Brezeln zählen zum täglichen Brot.

„Ich bin das Brot des Lebens.“ Sagt Jesus von sich im Johannesevangelium. „Wer zu mir kommt, der wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Joh. 6, 35)

So wie das Brot oder die Brezel unseren Leib ernährt, so will Jesus für uns das Brot des Lebens sein. Er will nicht dass wir an unseren Seelen Hunger leiden.

Jesus will uns vollkommen und ganz machen und uns an Leib und Seele versorgen. Deshalb dürfen wir uns ihm ganz anvertrauen mit unseren Herzen. Das können wir im Gebet tun, damit er uns mit seinem Trost und seiner Hoffnung erfüllt.  Amen.
(Idee aus: „Freut euch! Familiengottesdienst an Lätare“ erschienen im Gottesdienst-Institut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern)

Lied n. d. Pr.: „Nun gehören unsre Herzen...“ EG 93, 1-4
Fürbittengebet:
Lasst uns Fürbitte halten:
Ewiger Gott und gütiger Vater,
im Wort deines Sohnes Jesus Christus bist du uns nahe, und durch deinen Heiligen Geist bist du jetzt mitten unter uns.

Wir danken dir, dass du uns immer wieder tröstest, wenn wir traurig sind. Wir danken dir, dass du uns in Stunden der Verzweiflung schon oft Geduld und Kraft gegeben hast, auch dann, wenn wir es vielleicht erst im Nachhinein gemerkt haben. Wir danken dir, dass du uns an deiner Hoffnung Anteil haben lässt, die stärker als Leid und Tod ist.

Wir bitten dich: Komm mit deinem Heiligen Geist zu allen denen, die nichts von deinem Trost spüren, die zu verzweifeln drohen.
Gib ihnen Glaube, Hoffnung, Liebe und zeige uns, was wir, durch dich, zu ihrem Trost beitragen können.

Wir bitten dich: Sei mit deinem Trost bei allen die Leid tragen, bei allen Einsamen, bei allen Kranken und Sterbenden, auch hier bei uns.
Wir bitten dich für alle, die zu kurz kommen, aber große Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit haben. Sei bei allen, die bereit sind, Zeit und Kraft ihres Lebens in deinem Namen anderen zu geben, damit dein Trost die Herzen der Menschen erfüllt und ihr Hunger und Durst gestillt wird.
(aus: „Freut euch! Familiengottesdienst an Lätare“ erschienen im Gottesdienst-Institut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern)

Alles, was wir sonst auf dem Herzen haben, schließen wir ein in das Vater unser...

Schlusslied:
„O Durchbrecher aller Bande...“ EG 388, 1-3

Segen:
Empfangt den Segen Gottes:
Der Herr segne euch und behüte euch.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.
So segne und behüte euch der dreieinige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Nachspiel