Seelsorge und PflegeKultursensible Pflege

Menschen mit kulturellen Wurzeln aus anderen Ländern und einer Migrationsgeschichte, die nach ihrem inneren Gefühl in einem für sie fremden Land leben, tragen viele innere Schmerzen in sich. Diese Befindlichkeiten können zu Abwehrverhalten im emotionalen Bereich führen, um sich zu schützen.

In anderen Kulturregionen ist die Kommunikation emotionaler und impulsiver als in unserer Region. Es ist ein Zeichen emotionaler Kompetenz der Pflegekräfte, diese kulturellen Unterschiede wahrzunehmen und diese andere emotionale Intensität anzunehmen. Die Sprachschwierigkeiten von Migranten und Mirgrantinnen der ersten Generation, erfordern einen emotionalen Austausch, um sich verständigen zu können. Der offene Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen erfordert offen zu sein, für deren Gefühls- und Erlebnisweisen.

Für die Pflege bedeutet dies, die täglichen physischen und psychischen Bedürfnisse der Bewohner in einer Pflegeeinrichtung zu berücksichtigen und dabei die Andersartigkeit anzunehmen. Die kultursensible Versorgung orientiert sich vorrangig an den Bedürfnissen statt ausschließlich an der Bedürftigkeit von Patienten und Patientinnen mit Migrationshintergrund.

Interreligiöser Dialog in der Diakonie

In Pflegeeinrichtungen, die sich dem diakonischen Gedanken verpflichtet fühlen, baut die kultursensible Pflege auf dem biblischen Fundament auf, dass allen Menschen Gottes Liebe gilt und ihnen eine große Wertschätzung als Ebenbild von Gott entgegengebracht wird. Das Gebot der Nächstenliebe umfasst alle Geschöpfe, die ihr Leben Gott verdanken. Die Idee des Wohlfahrtsstaates basiert bis heute auf den christlichen Grundlagen, die in den Kernelementen der Barmherzigkeit und dem Gebot der Nächstenliebe sich wiederfinden.

Interkulturelle Kompetenz schlägt sich vor allem in der Aufmerksamkeit, dem Augenmaß und in gegenseitigen Lern- und Anpassungsprozessen nieder.

In erster Linie geht es dabei um bestimmte Ernährungsregeln sowie um gewisse Tabus im Umgang mit der Körperlichkeit.  Schließlich sind auch religionsspezifische Vorstellungen zu Tod und Jenseits zu beachten. Das Bedürfnis nach bestimmten Sterberitualen und Bestattungsmodalitäten muss besprochen und berücksichtigt sein. Dabei soll es jedoch nicht um ein tieferes Verständnis von Kultur und Religion durch das Pflegepersonal gehen, sondern um Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz dieser identitätsstiftenden Besonderheiten einer anderen Kultur und Religion. Vor diesem Hintergrund haben diakonische Einrichtungen insofern ein großes Potenzial, kultursensible Pflege aktiv mitzugestalten, weil sie eine lange Geschichte vorweisen, die Würde von Menschen zu achten und das Erkennen ihre Bedürfnisse ernstzunehmen.

Kultursensible Seelsorge - Islam

Das gemeinsame Interesse von Christen und Muslimen ist die Seelsorge für Menschen in einer  schwierigen Lebenssituation. Die  islamische Seelsorge lehnt sich an die christliche Seelsorge an, um Immigranten und Immigrantinnen für die seelsorgliche Begleitung  auszubilden. Damit wird gleichzeitig der Wunsch der Immigranten und Immigrantinnen erfüllt, in die bestehenden Strukturen unsere Gesellschaft eingebunden zu werden. Sie übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft, in der sie leben.
Die Unterstützung der islamischen Seelsorgeausbildung durch Kirchen, Politik und Kommunen zeigt das Interesse für die kultursensible Pflege und hilft die Bürger und Bürgerinnen mit Migrationshintergrund im Alter zu begleiten.

Text:
Johannes Bröckel  Altenpflegeheimseelsorge -  Stuttgart 

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