SterbebegleitungSterbehilfe - Kein Weg der Lebensbegleitung

"In Würde alt werden" oder fromm ausgedrückt "getrost alt werden" – dahin geht der Wunsch der wohl allermeisten Menschen, wenn sie ans Altern denken. Umso mehr schreckt der Fall der Würzburger Rentnerin Bettina Schardt auf, die aus Angst vor einem würdelosen Dahinsiechen im Alter, sich für den Freitod entschieden hat.

Der Fall der Würzburger Rentnerin Bettina Schardt macht betroffen. Nicht nur im Blick auf das Verhalten des ehemaligen Justizsenators Roger Kusch, der den Freitod dieser Frau medienwirksam vermarktete. Sondern auch im Blick auf das Zutagetreten eines Menschenbildes, das sich ausschließlich am gesunden und durch seinen Verstand selbstbestimmten Menschen orientiert. Ein Leben in Abhängigkeit, eingeschränkt durch Krankheit und Gebrechlichkeit und angewiesen auf die Fürsorge durch andere, erscheint hier letztlich als lebensunwertes Leben.

Menschsein nach biblischem Verständnis

Die biblische Rede von der Gottebenbildlichkeit des Menschen eröffnet eine andere Perspektive. Konstitutiv für das Menschsein ist nach biblischem Verständnis nicht ein absolut gesetztes Selbstbestimmungsrecht des Menschen, sondern das Wissen darum, dass Selbstbestimmung und Fürsorge einander nicht ausschließen, sondern sich notwendig ergänzen und erst zusammen den ganzen Menschen ausmachen.

Im Horizont dieses Menschenbildes ist Altern nicht etwas Pathologisches, also nach Möglichkeit zu verhinderndes, sondern etwas, das zum Menschsein wesentlich dazugehört.

Altern und Altsein sind deshalb nicht zu bekämpfen, zu überwinden oder gar unter der Mithilfe vermeintlicher Gutmenschen durch den Freitod abzuschaffen. Sondern im Gegenteil: Altwerden und sich mit den Mühen des Alters auseinanderzusetzen, gehören zu den zentralen Aufgaben des Menschseins.

Perspektiven des Altwerdens

Sterbehilfe und Tötung auf Verlangen ist deshalb für Kirche und Diakonie kein Weg für eine seelsorgerliche Lebensbegleitung. Vielmehr muss es umgekehrt darum gehen, Perspektiven aufzuzeigen, wie wir in einer versöhnlichen Weise alt werden. Menschen müssen ermutigt werden, gegen den vorherrschenden Trend, dass Altern eines normalen, gesunden und verantwortlichen Menschen unwürdig sei, zu leben. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und ihre Diakonie stellen sich dieser Herausforderung in vielfältiger Weise und halten dafür ein breitgefächertes Unterstützungs- und Hilfsangebot im ambulanten wie im stationären Bereich der Altenhilfe vor. Die AltenPflegeHeimSeelsorge ist ein wichtiger Teil davon.

Text:
Prälat Prof. Dr. Christian Rose, Reutlingen