Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrer Werner Ambacher

Umsonst gibt es gar nichts?

Wasser umsonst - schon im nicht übertragenen Sinn klingt das utopisch. Wassergebühren steigen ja immer mehr an, ja, das schlägt sich auch auf die Lebenshaltungskosten im Alten- und Pflegeheim nieder.

Wasser umsonst - schon im nicht übertragenen Sinn klingt das utopisch. Wassergebühren steigen ja immer mehr an, ja, das schlägt sich auch auf die Lebenshaltungskosten im Alten- und Pflegeheim nieder. Weltweit wird Wasser, vor allem sauberes, immer kostbarer, in manchen Teilen der Welt zunehmend knapp. Und es klingt zynisch und unbarmherzig, wenn wir von Konzernen hören, die gerade in solchen Wassermangelgebieten Quellen und Brunnen für sich beanspruchen und den Eingeborenen das Wasser nur für teures Geld abgeben. Ja, Wasser, Lebensmittel überhaupt, Dienstleistungen wie im Pflegeheim, sind nur auf Gegenleistung zu haben - und werden immer teurer.

Auch sonst im Leben ist so manches nur auf Gegenseitigkeit und Gegenleistung zu haben, auch Zuwendung, Zuneigung, Sympathie, Liebe... Das ist fast schon Naturgesetz. Deshalb macht sich bei so manchen im Pflegeheim gerade auch das Gefühl breit, nicht (mehr) genug beitragen zu können, ja, eigentlich nichts mehr wert zu sein. Zudem machen wir uns gerade am Jahresende wieder Vorsätze, was im neuen Jahr anders und besser werden soll, und stellen ernüchtert und enttäuscht fest, dass aus so manchen Vorsätzen für dieses Jahr wieder ein mal viel zu wenig bis gar nichts geworden ist. „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von derQuelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Unsere Jahreslosung für das nächste Jahr aus der Vision von der ewigen Gottesstadt in der Johannesoffenbarung weist in eine Welt, wo das anders ist. Alles Lebensnotwendige, ausgedrückt durch das Bild des Wassers, gibt es umsonst, auch das Leben selbst - bedingungslos. Das klingt utopisch, weil es in dieser Zeit und in dieser Welt wohl nie wirklich und vollständig
erreicht wird. Materielle Ressourcen sind nun einmal begrenzt. Das Leben ist vergänglich und endlich, körperliche und geistige Eigenschaften ebenso. Menschliche Zuwendung und Liebe sind immer unvollkommen und bestenfalls gefährdet. Erst in der Ewigkeit, in der neuen Schöpfung, auf die die Offenbarung hinweist, wird das grundlegend anders. Dieses Versprechen Gottes ist aber auch tröstlich.

Er schielt nicht nach Gegenleistung, stellt keine Vorbedingungen. Leben, Lebensqualität, Nähe, Zuwendung und Liebe sprudeln wie aus einer Wasserquelle - im Überfluss und bedingungslos. Für Gott bin ich das wert, unendlich wertvoll, auch wenn ich mit meinen körperlichen und geistigen Kräften kaum noch etwas selbst beitragen kann, auch wenn ich Gott und meinen Mitmenschen so manches schuldig bleibe. Ja, auch wenn dieses Versprechen in seiner Vollkommenheit weit in die Zukunft und in ein Leben nach dem Tod weist, ist es doch auch jetzt schon aktuell und stimmt mit den reformatorischen Grundsätzen überein: dass
Gott sich uns ohne Vorbedingungen zuwendet und uns sucht und aufsucht, er die Bedingungen selber erfüllt hat, er das zeigt, indem er sich durch seinen Sohn Jesus Christus selbst hingibt bis in
den Tod, indem er dadurch den Tod überwindet und dem Leben zum Sieg verhilft. Müssen wir dann wirklich gar nichts mehr tun?

Ist es dann vollkommen belanglos, was wir für ein Leben führen, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen? Ist es dann vollkommen sinnlos, mir für das neue Jahr in so manchem Änderung oder Besserungvorzunehmen? Sicherlich nicht - gerade, wenn ich will, dass dieses Versprechen nicht erst in ferner Zukunft, nach dem Tod, aktuell wird. Der Gott, der das verspricht, dem sein Versprechen auch jetzt schon ernst ist, will ja von den Menschen erfahren werden. Sie brauchen Zeichen dafür, Anhaltspunkte, die Vertrauen schaffen und fördern. Wenn ich als Mensch spüren darf, dass ich wichtig, dass ich geliebt bin, dass es anderen wichtig ist, dass es mir gut geht, kann solches Vertrauen eher wachsen, erscheint mir auch ein solcher Gott glaubwürdiger als in einem unbarmherzigen Umfeld, wo mir jede Lebensgrundlage streitig gemacht oder weggenommen wird. Gute Vorsätze sind also nicht sinnlos und nicht nutzlos, ebenso wenig ein Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr. Wenn aber mehr im Vordergrund bleibt,was Gott hier zusagt, dass er uns seine Zuwendung und seine Liebe bedingungslos schenkt, und dass das in der neuen Schöpfung in noch weit größerem Umfang der Fall sein wird, kann ich das wesentlich unverkrampfter und ohne Angst angehen, kann im Vertrauen ins neue Jahr gehen, dass mich auch das Schlimme und
Unvollkommene nicht von Gottes Liebe trennen wird -heute nicht, und auch nicht über das nächste Jahr hinaus.

Vorschlag für den Ablauf:

Musik zum Eingang.
Begrüßung und Votum.


Lied:
EG 58, 1-7, Nun lasst uns gehen und treten...

Psalm 121

Gebet und stilles Gebet

Schriftlesung: Offenbarung 21,1-7.

Musik

Predigt.


Lied:
EG 65, Von guten Mächten treu und still umgeben...


Fürbitten und Vaterunser
Lied:
EG 163, Unsern Ausgang segne Gott...

Segen

Musik zum Ausgang.

Es empfiehlt sich, im Jahresschlussgottesdienst oder im ersten Gottesdienst im neuen Jahr auch, das Abendmahl zu feiern.