Andachten - - Erstellt von Pfarrer Johannes Bröckel

Demut - Das richtige Maß finden!

Es gibt Wörter – wie die Demut – die kaum noch in unserem alltäglichen Wortschatz auftauchen. Einige ältere Menschen reden hin und wieder davon, dass sie im Alter demütig geworden sind. Die jüngere Generation steht der Demut und der inneren Haltung, die sie ausdrückt, verständnislos gegenüber

Es gibt Wörter – wie die Demut – die kaum noch in unserem alltäglichen Wortschatz auftauchen. Einige ältere Menschen reden hin und wieder davon, dass sie im Alter demütig geworden sind. Die jüngere Generation steht der Demut und der inneren Haltung, die sie ausdrückt, verständnislos gegenüber.

Was ist eigentlich gemeint, wenn die Bibel immer wieder die Sprache auf die Demut bringt? Das Gegenteil von Demut ist die Demütigung. In bester Erinnerung ist uns allen die Demütigung im Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Eine ganze Nation erlebte die hohe Niederlage gegen den späteren Weltmeister als eine schmerzhafte Demütigung. Es ist demütigend, wenn wir öffentlich vorgeführt werden. Deshalb legen wir inzwischen sehr viel Wert auf ein gesundes Selbstbewußtsein, damit wir derartigen niederschmetternden Erfahrungen standhalten können.
De- mut kommt vom Lateinischen deo servus – Gottes Diener – Gottes mutiger Diener. Jesus, so erzählen es uns die Evangelien, war ein solch mutiger Gottes- Diener. Er war demütig und keineswegs unterwürfig. Demütig gesinnte Personen zeichnet der Mut aus zu dienen. Sie können sich einordnen, sich sogar unterordnen, wenn es erforderlich ist. So wie es z. B. viele Ehepartner/innen tun, wenn sie sich für ihren Partner aufopfern, um ihn am Ende des Lebens zu pflegen.

Jesus lebt uns die Demut, den Mut zum Dienen vor. Es ist bezeichnend für ihn, dass er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat und nicht den Kopf. Demut - Mut zum Dienen - kommt aus dem tiefen Respekt vor unseren Mitmenschen und zeigt sich im Mut zur Menschlichkeit. D. h. doch auch, dass Demut eine Wertschätzung vor dem Können und dem Engagement von anderen Menschen beinhaltet. Demut leitet uns zur Hochachtung gegenüber Gott an, weil wir ihm das Leben verdanken. Demut bedeutet ehrlich zu sein gegenüber sich selber, sodass man seine Grenzen kennt und annehmen kann.
Jesus hat wie kein anderer die Demut glaubwürdig praktiziert, die sich in der Einsicht niederschlägt: „Überschätze deine Kräfte nicht. Mach dich nicht größer und nicht kleiner als du bist vor Gott.“ Die Demut weiß um die beschränkten Möglichkeiten, die uns Menschen gegeben sind. Es geht nicht um das zu Wenig und auch nicht um das Zuviel. Es geht darum, das richtige Maß zu finden, um mit sich selber seinen Frieden zu schließen: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade!“ (1.Petrus 5,5)