Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrer Werner Ambacher

Zum Totengedenken im Altenpflegeheim

„Ruhe in Frieden!“ So steht es in vielen Traueranzeigen und auch auf so manchen Grabsteinen. „Ewige Ruhe verleihe ihnen, Herr; und das ewige Licht möge ihnen leuchten!“

Grundlage ist der Predigttext für den Sonntag zum Gedenken an die Entschlafenen in der aktuellen sechsten Predigtreihe, Hebräer 4, 9.

Vom Textzusammenhang her geht es freilich nicht in erster Linie um das Gedenken an die Verstorbenen. Vielmehr soll der Gedankengang zeigen, dass die Verheißung Gottes für das gelobte Land noch nicht in Erfüllung gegangen ist, erst recht nicht mit der Landnahme durch das Volk Israel. Eine endgültige Ruhestätte ist also erst in Aussicht gestellt, allerdings durch den ewigen Hohenpriester Jesus Christus, der das Sühneopfer vollzogen hat, ermöglicht. Allerdings zeigt der Schluss des Hebräerbriefs (insbesondere 13, 14), dass diese endgültige Ruhestätte, die zukünftige Stadt, im Eschatologischen liegt, nicht in dieser Welt und nicht in dieser Zeit. Verständlich daher, dass dieser Abschnitt seinen Weg in die Predigtreihe zum Ende des Kirchenjahres gefunden hat – und auch seinen Platz bei den Voten in der Bestattungsagende.
Als Schwerpunkt habe ich das Bild der versprochenen Ruhe herausgearbeitet. Es wird ja häufig mit dem Tod in Verbindung gebracht. Man spricht von der Totenruhe, wünscht den Verstorbenen: „Ruhe in Frieden“, was ja auch in der Liturgie des Requiems zum Ausdruck kommt. Ruhe ist neben Erlösung den Menschen Jahr zu wünschen, nach einer unruhigen Zeit von Krankheit, Schmerzen und Angst, nach einem Leben, in dem bei weitem nicht alles ruhig verlief, ja, auch nach der Unruhe so mancher, die in ihrer Demenzerkrankung immer wieder unruhig und orientierungslos im Pflegeheim herumgelaufen sind, nirgends Rast und Ruhe finden konnten.

Nun verspricht dieser Abschnitt aber nicht nur guten Schlaf oder Ruhe in Form des Endes der eigenen Existenz. Es stellt sich hier das Bild einer ewigen und endgültigen Sabbatruhe dar, das zur Ruhe Kommen nach einem Leben voll Mühe und Arbeit, auch Abmühen um die Gunst von Mitmenschen und Gottes. Somit wird dann endgültig erreicht, was man sich vorstellen kann unter aus Gottes Liebe und Gnade leben, Heimat bei Gott, die einem nichts und niemand mehr wegnehmen kann.
Wohl ist das für den Hebräerbrief kein Automatismus, nicht das Selbstverständlichste auf der Welt, als wäre das jeder und jedem schon garantiert. Gott bleibt hier der Souverän, der diese endgültige Ruhe auch entziehen kann, so wie er das Volk Israel auch 40 Jahre in der Wüste belassen hat, aufgrund ihres Ungehorsams. Aber es ist auch der Gott, der durch Jesus Christus am Kreuz versöhnen handelt und Umkehr in die offenen Arme möglich macht.

Entwurf für einen Gottesdienstablauf:

  • Musik zum Eingang.
  • Begrüßung und Votum
  • Lied: Befiehl du deine Wege… (361,1-3 + 12), bzw. andere Strophenauswahl oder ein anderes Lied zum Ende des Kirchenjahres oder zu Tod und Ewigkeit.
  • Psalmgebet, etwa Psalm 39, Psalm 126 oder auch Psalm 23, anschließend „Ehr sei dem Vater und dem Sohn…“
  • Eingangsgebet.

Vater im Himmel; zu dir kommen wir heute mit dem, was uns bewegt, auch mit der Trauer um Menschen, die uns viel bedeutet haben – Menschen, die in unserem Leben jahrelang wichtig waren, Menschen, die uns hier im Haus begleitet haben, die wir jetzt vermissen.
Wir sind gekommen, weil du uns versprochen hast, zuzuhören,
und wir sind gekommen, weil du uns versprochen hast, uns und diese Welt vom Tod zu erlösen. Zu dir kommen wir nun in der Stille…

… Du hast uns gehört, Herr; nun rede mit uns!

  • Schriftlesung: Hebräer 4, 9.
  • eventuell Musik
  • Predigt
  • Lied: So nimm denn meine Hände… (376, 1-3)

Hier ist nun Raum, der im Lauf des zu Ende gehenden Kirchenjahrs Verstorbenen zu gedenken. Wo dies möglich ist, können die Namen einzeln verlesen werden, wobei das auch von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern des Hauses übernommen werden kann. Dabei können beim Nennen der Namen jeweils auch Kerzen entzündet werden.
Ein mögliches Gebet dazu:

Herr Jesus Christus;
wir kommen zu dir in unserer Trauer und vertrauen dir die Menschen an, die uns nun fehlen und nennen dir ihre Namen, weil sie uns viel bedeuten, und weil wir sie auch im Tod nicht vergessen wollen:
(Namen werden genannt und für jeden/jede eine Kerze entzündet)
Schenke Ihnen ewige Ruhe, Herr, und lass auch uns und die Angehörigen zur Ruhe kommen.
Erhalte in uns das Vertrauen, dass du den Tod überwunden hast, und die Hoffnung, dass du auch uns ewiges Leben und endgültige Ruhe schenken kannst.
(Hier ist auch Platz für weitere aktuelle Bitten)
lass uns nun in diesem Vertrauen und mit dieser Hoffnung gemeinsam beten…

  • Vater unser…
  • Lied: Jesu, geh voran… (391, 1-4) (bei allen Liedern können auch nach Ermessen andere Strophen und Lieder verwendet werden)
  • Bekanntmachungen, wo üblich und sinnvoll.
  • Segen, wo üblich, auch mit einer Segensstrophe eingeleitet, etwa „Unsern Ausgang segne Gott…“ (163)
  • Musik zum Ausgang.

Predigt über Hebräer 4, 9:
„Ruhe in Frieden!“ So steht es in vielen Traueranzeigen und auch auf so manchen Grabsteinen. In der römisch-katholischen Kirche gibt es das Requiem, die Messe für die Verstorbenen, und das lateinische Wort kommt von der Bitte: „ewige Ruhe verleihe ihnen, Herr; und das ewige Licht möge ihnen leuchten!“ „Er / sie ist friedlich eingeschlafen“ erzählen mir so manche über den Tod eines geliebten Menschen, und ist es nicht auch das, was Sie sich wünschen, einmal ohne Schmerzen und friedlich einschlafen dürfen?
Ruhen, ausruhen – das tut gut. Kein Wunder, dass das auch ein Bild für das Ende des Lebens, für den Tod ist. Im Volksmund nennt man ihn ja des Schlafes Bruder, und ausruhen, schlafen, das wünschen wir auch denen, die aus unserer Verwandtschaft, aus unserem Bekanntenkreis, ja, von denen, die hier im Haus mit uns zusammengelebt haben und im Laufe dieses Kirchenjahrs verstorben sind. So manchen von ihnen war es sicher vergönnt, friedlich einzuschlafen; anderen wünschen wir, dass sie jetzt wenigstens ihre Ruhe haben, wenn sie schon in ihrem Leben viel Schweres mitmachen mussten, wenn schon die Krankheit und das Leiden in den letzten Jahren kaum mehr mit anzusehen war.

Ruhe, und zwar Ruhe bei Gott, verspricht auch unser heutiger Vers aus dem Hebräerbrief:Gottes „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk .“ Was für ein Trost, wenn jemand zuletzt unerträgliche Schmerzen gehabt hat, nicht mehr wusste, wo er oder sie überhaupt war, von innerer Unruhe angetrieben keine 5 Minuten auf dem eigenen Platz sitzen konnte! Was für ein Versprechen, wenn jemand im Leben aus der Heimat vertrieben wurde und in der neuen nie ganz angekommen war, vom Pflegeheim ganz zu schweigen! Was für eine Aussicht, wenn jemand zuletzt sogar Angst hatte, nichts wert zu sein, kein Recht mehr auf Leben zu haben! Das alles wird in Gottes ewiger Welt, in der zukünftigen Stadt, wie es am Ende des Hebräerbriefs heißt, aufhören; davor werden wir dann Ruhe haben.

Was heißt das aber, Ruhe? Einfach nur schlafen? Oder womöglich sogar, nicht mehr da sein, deshalb auch nicht mehr leiden, sich quälen, gequält werden? Das ist ja für manche auch schon ein Trost. Nein, diese Ruhe ist für den, der den Hebräerbrief geschrieben hat, schon noch etwas anderes: „… Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, ruht aus von seinen Werken, wie Gott von den seinen.“ Diese Ruhe ist eher wie die Ruhe am Sabbat, am siebten Tag, wie die Ruhe, die Sie sich am Sonntag gegönnt haben, als sie noch arbeiten gingen, die Ruhe, die sich auch Gott gegönnt hat, als er die Welt geschaffen hatte. Zum Ruhetag, ob nun der jüdische Samstag oder unser Sonntag, gehört zwar für so manche auch das Ausschlafen, aber ich denke, die wenigsten schlafen nur. Wichtig ist das sich dann mal in Ruhe gelassen werden mit Verpflichtungen, damit, mir mein Brot und die Anerkennung anderer verdienen zu müssen, dass ich Zeit habe zu machen, was mir Spaß macht, dass aber auch die Familie mehr Zeit füreinander hat als am Werktag.

Und vielleicht haben Sie sich früher auch regelrecht auf den Sonntag gefreut. Ja, diese Ruhe ist dann auch so etwas wie ein ewiger Feiertag, und so wie es für viele dazu gehört am Sonntag zum Gottesdienst zu gehen, so werden wir dann in der Ruhe, die Gott für uns bereit hält, auch eine Nähe zu Gott spüren, die uns mehr Freude macht, die uns mehr Kraft und Leben schenkt als jeder Gottesdienst, den wir jetzt feiern.
Vielleicht fragen Sie sich nun, ob diese Ruhe wirklich alle bekommen. So man-chen ist ja wichtig, dass es spätestens dann Gerechtigkeit gibt. Was ist also mit denen, die andere nicht in Ruhe gelassen haben, die ein großes Stück dazu beigetragen haben, dass ihre Mitmenschen keine Ruhe finden, weder äußerlich noch seelisch? Wünsche ich denen diese ewige und endgültige Ruhe auch so selbstverständlich?
Ehrlicherweise schreibt der Hebräerbrief auch davon, dass diese ewige Ruhe durch Ungehorsam gegen Gott auch verspielt und vertan werden kann.

Es müssen nicht alle ganz selbstverständlich „in den Himmel kommen“, und es ist Gott auch nicht gleichgültig, wie jemand lebt und mit anderen umgeht. Gott ist und bleibt derjenige, dem die Entscheidung überlassen bleibt, wer zu dieser ewigen Ruhe kommen kann – Gott, und nur er. Aber Gott ist auch derjenige, der seinen Sohn Jesus Christus zu uns geschickt hat, der ihn ins Leiden und in den Tod gegeben hat. Ja, Jesus Christus hatte keinen ruhigen Tod, kein friedliches Einschlafen. Die Evangelien berichten von Angst und Verzweiflung, wie sie so manche von uns auch kennen. Sie berichten von einem Gefühl der Ohnmacht und Gott-Verlassenheit im letzten Augenblick. Sie erzählen uns aber auch vom leeren Grab, vom Sieg über den Tod, den Gott Jesus Christus geschenkt hat. Sie erzählen damit von Hoffnung, dass es mit der Unruhe, die der Tod uns jetzt noch macht, einmal vorbei sein wird.

Ja, dieser Gott, sein Sohn Jesus Christus, halten uns so auch die offene Hand hin, laden uns ein, zu kommen, herzukommen in diese offenen Arme, in die Heimat, wo wir Ruhe finden, die Heimat, die Ruhe, die sich mit Jesus Christus schon längst auf den Weg zu uns gemacht hat.

Amen.