Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrerin Cornelia Reusch

Märchen von den Bremer Stadtmusikanten

Auf dem Weg nach Bremen und anderswo braucht es Ermutigung. Wer hier im Altenpflegeheim lebt, braucht Ermutigung. Denn in jeder Lebenslage gibt es diesen Spielraum der Hoffnung.

Vorspiel

Eröffnung/ Gruß   

„Ich möcht´, dass einer mit mir geht.“

So lautet das Thema dieses Sommergottesdienstes.
Wir feiern ihn im Namen Gottes,
des Schöpfers, der uns unser Leben gab, und unser Leben bis zu diesem Augenblick bewahrt hat.

Wir feiern im Namen Jesu Christi,
der uns nahe kommt,
wo die Not am größten ist,
uns aufrichtet und ermutigt.

Wir feiern im Namen der Heiligen Geisteskraft,
die wie der warme Sommerwind
uns belebt und Hoffnung weckt.

Und so feiern wir diesen Gottesdienst
in ökumenischer Verbundenheit
als Schwestern und Brüder der einen, weltweiten Kirche.
Amen.

Seien Sie herzlich willkommen:
Sie alle, die Sie heute Morgen hier im Park
zum nun schon lieb gewordenen
Sommergottesdienst im Grünen gekommen sind.
Bewohner und Bewohnerinnen, Angehörige, Gäste und Anwohner.
Wo immer Sie sich haben einladen lassen.

Singen wir gemeinsam…

  • Lied: 503/ 1 – 3 Geh aus, mein Herz…
  • Psalm 36 (Nr. 719)  Mit gesungenem Ehr sei dem Vater…
  • Eingangsgebet
  • Einstimmung ins Thema
  • Lied: 324/ 1 – 3 Ich singe dir mit Herz und Mund…
     
  • Das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten
    (Inszenierung siehe Anlage unten)
  • Lied: 324/ 13-15 Wohlauf, mein Herze, sing und spring…
  • Ansprache

Liebe Sommergemeinde,

das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten geht noch weiter. Entscheidendes konnte es uns schon zeigen: Esel und Hund, Katze und Hahn müssen erfahren, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Alt und lahm, langsam und mit stumpfen Zähnen, untauglich für die tägliche Arbeit sind sie vom Tod bedroht. Doch so misslich ihre Lage auch ist – ganz unerwartet beginnt etwas Neues.

Komm mit, so ermuntert der Esel den Hund. Denn er will sich nicht resigniert in sein Schicksal ergeben. Er will Straßenmusikant werden. Und diese Idee bringt nicht nur ihn selbst auf Trab, sondern auch die Weggefährten. Eins ums andere kommt dazu. Nun sind sie eine Gruppe… jedes mit seinen Fähigkeiten, die auch gebraucht und eingesetzt werden.

Eine Art tierische Rentnerband ist entstanden, die auf ihrem Weg manches erlebt. Ermutigung und Kreativität braucht es – auch im Alter!

Wenn unser Kennenburger Chörle auftritt, dann spürt man die Freude, die entsteht durch das gemeinsame Singen. Da sind die Fähigkeiten plötzlich im Vordergrund, das, was jede und jeder noch kann. Und die Beeinträchtigungen sind zwar da - aber sie spielen eine Nebenrolle.

Ja, nicht jeder kann sich auf den Weg nach Bremen machen. Und nicht jeder Hundertjährige steigt aus dem Fenster (so ein vielgelesener Bestseller!)und beginnt sein Leben noch einmal neu. Gewiss nicht. Manche hier im Haus können nicht einmal mehr ihr Bett verlassen. Leben ihr Leben vom Bett aus.

Aber eines steht fest:
Wer hier im Geriatrischen Zentrum lebt, braucht auch solche Ermutigung. Denn in jeder Lebenslage gibt es diesen Spielraum der Hoffnung. Immer gibt es Möglichkeiten der Veränderung. Unsere Aufgabe ist, sie zu entdecken. Da ist Kreativität verlangt:
Beim Erdbeerfest letzten Mittwoch im Wohnbereich Sonnenblick habe ich erlebt, was entstehen kann, wenn engagierte Frauen und ein Mann die Initiative ergreifen:

Beim Belegen der Kuchen mit saftigen Erdbeeren, beim Verzehr der Kuchen, im Zusammensitzen und Singen und Feiern tut sich etwas Neues auf: Alte Erinnerungen werden lebendig… Ich sehe noch immer einen Bewohner vor mir, sonst sehr still und zurückhaltend, wie er den Takt zur Musik schlägt mit beiden Händen, konzentriert, wie gebannt und mit sichtbarem Genuss…

Auf dem Weg nach Bremen und anderswohin braucht es Ermutigung, eine Perspektive. Und plötzlich entsteht so etwas wie Gemeinschaft, lassen sich Erfahrungen machen: Wir können durchaus noch etwas. Manchmal braucht es Mut, die eigenen Widerstände zu überwinden, die eigene Lethargie oder die Resignation.

Komm mit! Mach mit! Probier es! Und manchmal braucht es auch Widerstand, um sein Ziel zu verfolgen.
Manchmal muss man laut werden, schreien, kratzen, beißen. So erleben es die Tiere.
Das Leben ist manchmal hart, herausfordernd. Das ist so. Das soll nicht beschönigt werden.
Der Wald, das Dickicht, die Finsternis bleiben auch den vier wagemutigen Tieren nicht erspart. Aber dann entdecken sie in der Ferne ein Licht.
Ein Haus, in dem ein leckeres Mahl zubereitet ist. Allerdings muss es erst noch erobert werden.
Hier verlassen wir das Märchen. Auf uns wartet nicht ein Räuberhaus, das erst noch erobert werden muss mit viel List und Tücke.

Das Licht in der Finsternis, das Haus mit dem Essen, das bereitet ist, das sind Bilder, die uns ansprechen, die zum Schatz unseres Glaubens gehören:
„Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde…“ heißt es im Psalm vom guten Hirten. Im Abendmahl, in der Eucharistie lassen wir uns das Brot der Stärkung reichen. Wir sind Gäste am Tisch des Auferstandenen. Schon hier und heute. Und auch dann, am Ende unseres Lebens in der ewigen Tischgemeinschaft. Das kann uns stärken und ermutigen. Wie ein Licht, das in der Ferne aufstrahlt und unseren Weg erleuchtet.

Amen. 

  • Lied: 209/ 1 – 4 Ich möcht´, dass einer mit mir geht…
  • Dank- und Fürbittengebet (Schwer)
  •  Abkündigungen
  •  Segen

 Nachspiel (Posaunenchor) und Einsammeln des Opfers und
 Verteilung der Katzenzungen