Andachten - - Erstellt von Pfarrerin Agnes Toczek

Kinderaugen leuchten

Seit vielen Jahren ist es gute Tradition, dass wir um das Erntedankfest in den Gemeinden herum, am Mittwochmorgen, an unserem Gottesdiensttag, das Erntedankfest feiern. Mit Brot und Ähren auf dem Altar und einem Erntedanktisch und mit Kindergartenkindern aus der Gemeinde vor Ort.

Erntedank am Ende des Lebens -  Erntedank mit den Augen der Kinder 

Ein Erlebnis in unserem Altenpflegeheim, das mir und uns allen vor Augen führt, welche große Zeitspanne unser Leben umfasst und wie wir alle dann verwundert die Augen reiben. 

Seit vielen Jahren ist es gute Tradition, dass wir um das Erntedankfest in den Gemeinden herum, am Mittwochmorgen, an unserem Gottesdiensttag, das Erntedankfest feiern. Mit Brot und Ähren auf dem Altar und einem Erntedanktisch und mit Kindergartenkindern aus der Gemeinde vor Ort. 

Schon vor den Sommerferien werden die ersten Fäden geschlagen und nach einem Mittwoch gesucht, an dem die Kinder mit ihren Erzieherinnen zu Fuß oder sogar mit dem öffentlichen Bus ins Altenpflegeheim kommen. 

Lautes Getrappel, Kichern und helle Kinderstimmen erfüllen den Flur. Sie kommen mit ihren kleinen Vespertaschen, mit Körbchen oder Leiterwagen, mit Sonnenblumen oder Nüssen, was immer sie als Symbol mitbringen. Nun hören und spüren die Bewohnerinnen und Bewohner, es ist wieder soweit: Es ist Erntedank im Haus. 

Die Kinderaugen leuchten, die Kinder sind aufgeregt. Das Klavier spielt zu Beginn des Gottesdienstes. Die Kinder ziehen mit ihren Erzieherinnen durch den Gang in den Veranstaltungsraum ein. Sie hüpfen mehr als sie gehen , sie suchen sich ihren Platz und setzen sich auf die Bänke vorne am Altar, sie schauen ehrfürchtig und neugierig. 

Die Gottesdienstgemeinde wird begrüßt, vor allem die Kinder. In unseren Gottesdiensten werden zu Anfang alle Bewohnerinnen und Bewohner besonders begrüßt, die in der vergangenen Woche Geburtstag hatten. Da gab es eine Frau, die hatte ihren 103. Geburtstag. Und wenn ich dann die Kindergartenkinder frage, wer hatte von euch denn Geburtstag, dann kann es sein, dass sich ein Kind meldet und sagt: ich bin gestern drei geworden. Und es streckt drei Finger in die Höhe. 

Wir alle sind eine Gemeinde, dachten wir da. Manche schüttelten ungläubig den Kopf – 100 Jahre Leben lagen da auf einmal zwischen uns, und doch waren wir so nah beieinander. 

Die Kindergartenkinder schenkten uns im Gottesdienst mit ihrem Leben, mit ihrer Freude an Bewegung, mit Gedichten und Liedern und mit ihrem Lachen einen wunderbaren Gottesdienst. Das war schon genug Anlass zum Danken. 

Ich sehe in die strahlenden Augen vieler Gottesdienstbesucherinnen und – besucher, manche recken ihre Hände in die Höhe, wenn die Kinder es tun, manche klatschen mit, wenn die Kinder klatschen. Es ist pure Lebensfreude im Raum. Mitten unter uns. 

Es gäbe noch viel zu erzählen, ich will allen Mut machen, die Kindergartenkinder einzuladen, am Erntedank oder auch an anderen Tagen. 

Mir geht beim Erzählen und Erinnern schon das Herz auf. So geht es vielen, die dabei sind. Dank den einfühlsamen Erzieherinnen, die vorbereiten und mitgehen, die den Fragen der Kinder nachher oder vorher standhalten und auch manchem Erstaunen, wie alt doch manche Menschen sein können. 

Gott sei Dank – feiern wir Erntedank im Haus. Mit allen Generationen. Und gesegnet ziehen wir unseres Weges ins Leben am Anfang oder am Ende.