Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrer Johannes Bröckel

Hoffnung, die nicht stirbt!

Noch immer ist der Tod ein Stachel, der unser ganzes menschliches Selbstbewusstsein untergräbt. Wir sprechen nicht gerne über das Sterben. Der Tod stört.

Begrüßung

Lied:

Eg 398; In dir ist Freude in allem Leide…

Eingangsgebet
Heute in diesem Gottesdienst, in dem der Tod mit dem Totensonntag so deutlich vor uns steht, bedrängt uns.
Auch die Erinnerung, die uns dankbar sein lässt, ist auch schmerzlich.
Gott wir bitten dich, sei du uns nahe in unserer Trauer.
Geh du mit uns und begleite uns.
Sei ein Licht für uns, das uns den Weg durch die Dunkelheit des Todes weist.
Sei das Wort, das uns tröstet, das uns Ruhe und inneren Frieden schenkt.
Amen!

Stilles Gebet

Votum:

Gott, uns bleibt die Erinnerung.
Du aber hältst unsere Zeit und Ewigkeit in deinen Händen.
Amen!

Lied:
Eg 369; Wer nur den lieben Gott lässt walten

Predigt zu Jesaja 65, 17-25
Hoffnung, die nicht stirbt…

Lesung von Jesaja 65, 17-25
Der Monat November ist vom Äußeren her gesehen ein düsterer Monat. Die Tage sind kurz und es wird sehr schnell dunkel.
Außerdem sind die Sonntage im November mit dem Thema Ende des Lebens, Tod und Sterben besetzt. Was macht da noch Hoffnung? In dem Buch des Propheten Jesaja wird uns versprochen, dass Gott alle neu macht! Diese hoffnungsvollen Zusagen lassen uns aufhorchen. Etwas Neues im alltäglichen Trott, das macht uns zuversichtlich. Hören wir die ermutigenden Worte aus dem Prophetenbuch des Jesaja:

Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der
vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.
Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich will
Jerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freude,
und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm
nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens.
Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre
nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre
nicht erreicht, gilt als verflucht.
Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen.
Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse. Denn die Tage meines Volks werden sein wie die Tage eines Baumes, und ihrer Hände
Werk werden meine Auserwählten genießen.
Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des HERRN, und ihre Nachkommen sind bei ihnen.
Und es soll geschehen: ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.
Wolf und Schaf sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Sie werden weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR.

Amen! (Basisbibel)

Liebe Gemeinde

Noch immer ist der Tod ein Stachel, der unser ganzes menschliches Selbstbewusstsein untergräbt. Wir sprechen nicht gerne über das Sterben. Der Tod stört. Er ist ein blinder Fleck bei der Optimierung unseres Lebens. Es widersetzt sich allen Bestrebungen nach einer perfekten Daseinsgestaltung. Der Tod bereitet uns auf den verschiedensten Ebenen fast unlösbare Probleme. Selbst die Justiz kann nicht genau definieren, was der Tod ist.

Nicht einmal Pathologen können genau bestimmen, was Sterben ausmacht. Wer von einem vertrauten Menschen Abschied genommen hat, dem geht es wohl nie aus dem Gedächtnis, was ein letzter Atemzug bedeutet. Plötzlich weicht das Leben aus einem Menschen. Und es liegt vor einem nur noch ein Körper und nicht mehr die Person, mit der man so vertraut gewesen ist. In der Bibel wird deshalb vom“ Odem“ gesprochen, mit dem Gott das Leben in uns Menschen einhaucht. Odem ist mehr als die Luft zum Atmen. Der Odem beinhaltet das ganze Geheimnis, das den Ursprung des Lebens ausmacht. Mit dem „Odem“ ist die ganze schöpferische Kraft Gottes beschrieben, die wir Atemzug für Atemzug in uns aufnehmen.

Sobald der Atem zu Ende geht, weicht der Odem von uns und mit ihm alles Leben. Diese Erfahrungen, die der Tod mit sich bringt, die gehen nicht spurlos an uns vorüber. Ich kann auch jeden verstehen, der bekennt: „Das geht mir zu nahe, darüber möchte ich mit anderen nicht sprechen.“

Aber das Thema Sterben lässt uns nicht los. Wir machen uns viele Gedanken über ein würdevolles Leben im Alter. Dazu gehören auch unsere Überlegungen, was mit dem Sterben auf uns zukommen wird. Ein langes Leben kennt am Ende Einschränkungen, wovor viele von uns sich fürchten. Wir hoffen inzwischen weniger auf ein langes Leben, das nicht enden wird, als vielmehr auf einen würdevollen Tod, der zur rechten Zeit kommt. Deshalb hören wir Stimmen, die fordern, dass Menschen im hohen Alter selber bestimmen sollen, wann sie von dieser Erde gehen möchten.

Mediziner empfinden es nicht mehr als ihr Versagen, wenn schwerkranke Menschen nicht mehr von ihrer Heilkunst profitieren können. Diese neue innere Haltung der Medizin ist eine wohltuende Entwicklung, die auch etwas von der Demut ausdrückt, die wir dem Tod gegenüber einnehmen müssen. Dennoch können wir über den Tod nicht so leichtfertig hinweggehen.

Er besitzt eine Seite, die unsere ganz persönlichen Grenzen aufzeigen. Der Tod schmerzt. Er macht uns traurig, weil uns der Tod Menschen nimmt, die uns fehlen, um die wir trauern. Mit jedem Menschen, der von uns geht, wird unsere persönliche Welt einsamer. Wir hängen mit unserem Herzen an dem, was vergangen ist.

Unsere stille Trauer holt für einen kurzen Augenblick zurück, was uns verloren gegangen ist. Mit ihr spüren wir dem nach, was uns so schmerzlich fehlt. Sie tröstet uns und lässt gleichzeitig uns verzweifeln, wenn wir erschreckt feststellen, dass alles wonach wir uns sehnen, für immer gegangen ist.

„Das wird schon wieder, du kommst da durch“, diese gutgemeinten Worte drücken unsere ganze Hilflosigkeit aus, wenn wir vom Tod belangt.

„Das wird schon wieder“, das klingt, obwohl es gut gemeint ist, so hoffnungslos, weil es bei genauem Hinhören keinerlei Perspektive für eine Zukunft kennt. „Es wird nicht schon wieder“, weil ja die Person fehlt, die verhindert, dass es wieder so wird, wie es war.

Was hält uns am Leben, wenn der Tod uns seine lebensverneinende Kraft spüren lässt? Es ist die innere Hoffnung, die uns über den Tod hinausschauen lässt. Denn die Hoffnung sieht mehr, als es unsere Augen wahrnehmen können. Sie schöpft ihre Kraft daraus, dass sie dem Tod wesensfremd ist. Er kann sie deshalb nicht vereinnahmen. Sie ist eine entgegengesetzte Kraft, die ihm grundsätzlich entgegensteht.

Die Trauer kennt nur die eine Wahrheit: „Schluss, aus und vorbei.“ Die Hoffnung bringt etwas ganz Neues ins Spiel: Sie bestärkt uns in dem Glauben, dass es eine Zukunft über den Tod hinaus gibt. Die Hoffnung weiß darum, dass das Alte so wie es war, nicht zurückkommen kann, aber sie weiß um ein Leben bei Gott. Hoffnung hält sich an dem Gedanken fest, dass Gott alles was er geschaffen hat, nicht dem

Nichts überlassen wird. Was aus Gottes Liebe heraus entstanden ist, wird in Ewigkeit bei Gott bestehen bleiben. Die Bibel der Prophet Jesaja drückt diese große Hoffnung mit dem hoffnungsvollen Bild aus:

Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.

Dieses Bild bestärkt uns zu hoffen, weil es uns anleitet zu vertrauen, dass mit dem Tod das Leben nicht für immer vorbei ist.

Die biblische Hoffnung geht einen Schritt weiter und holt sich die Zuversicht aus dem inneren Wissen, dass Gott das Leben bewahrt, und es durch den Tod hindurch erhält. Hoffnung blickt nicht todtraurig zurück. Sie schaut in eine andere Richtung Sie sorgt sich inmitten der Trauer um die Zukunft. Das ist das Göttliche an ihr. Die Hoffnung besitzt die Kraft, den vernichten Gefühlen, die der Tod in uns auslöst, heilende Mächte entgegenzusetzen. Sie lenkt unseren Blick auf Gottes Wirklichkeit. Sie ist in der Lage, dem Macht des Todes seine bedrückende Macht zu nehmen. Wir brauchen diese Hoffnung ansonsten wird es trostlos für uns. Hoffnung wächst für mich aus dem Gedanken, dass Gott sich mit uns zusammen um die Zukunft sorgt.

Dieses biblische Bild von der Hoffnung „ich mache einen neuen Himmel und eine neue Erde“, erzählt uns glaubhaft davon, dass Gott sich um die Zukunft ernsthaft Gedanken macht. Die Zukunft gewinnt unter uns wieder eine Perspektive, wenn das Vergangene nicht vergessen ist.

Zukunft hat unter uns eine Zukunft, weil Gott sich der Toten erinnert. Diese lebendige Hoffnung widersteht dem Tod. Sie ist ein göttliches Lebensprinzip, das uns

  • Gottes „Ja zum Leben“ vor Augen hält.
  • Gottes „Ja“ zum Leben, übersteigt die Kraft des Todes.
  • Gottes „Ja“ zum Leben belebt, weil es uns für eine Zukunft aufzeigt.

Wenn wir mit Gott zusammen nach vorne schauen, erfahren wir, dass wir ein Ziel haben, das unseren Tagen eine Orientierung und Richtung gibt.

Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.

Amen!

Lied:
Eg147 – Wachet auf ruft uns die Stimme …

Fürbitten
Der Monat November mit seinen nassen, trüben und dunklen Tagen erinnert uns an die
Hinfälligkeit und Kurzlebigkeit unserer Tage.
Gott, heute werden wir darauf verwiesen, dass wir die letzten Dinge nicht aus den Augen
verlieren, die wir nie begreifen werden.
Für uns gilt: Unsere Zeit ist geschenkt und unsere Tage sind gezählt.

Deshalb bitten wir dich:

Herr erbarme dich…

Wir denken an die Menschen, die nicht mehr unter uns sind, durch sie haben wir verstehen gelernt, wie eng Leben und Tod zusammengehören.
Wir bitten dich, führe uns in jene Zukunft, die du in deiner Liebe für uns bereitet hast, die den Tod nicht mehr kennt.
Lass unsere Trauer sich in die innere Gewissheit verwandeln, dass bei dir das Leben mehr zählt als der Tod.

Deshalb bitten wir dich:

Herr erbarme dich…

Dort wo der Tod jetzt noch alles regiert, wo uns Tränen sprachlos machen, wo große Worte verstummen, da glauben wir an die Auferstehung und das Geheimnis deiner lebendigen Liebe Gott, die niemals sterben wird.

Deshalb bitten wir dich für uns:

Herr erbarme dich: …

Vaterunser

Lied:
EG 421; Verleih uns Frieden gnädiglich …

Segen