Andachten - - Erstellt von Pfarrer Werner Ambacher

Elijas Abendmahl

Nein, Elija ist wirklich nicht zu beneiden. Der ist nicht nur müde und erschöpft. Er ist maßlos enttäuscht, niedergeschlagen, fertig mit Gott und der Welt. Für ihn hat nichts mehr einen Sinn, aber auch gar nichts! Was nützen ihm auch noch seine Erfahrungen mit Gott…

Nein, Elija ist wirklich nicht zu beneiden. Der ist nicht nur müde und erschöpft. Er ist maßlos enttäuscht, niedergeschlagen, fertig mit Gott und der Welt. Für ihn hat nichts mehr einen Sinn, aber auch gar nichts!
Was nützen ihm auch noch seine Erfahrungen mit Gott: Dass Gott ihn immer wieder versorgt hat; dass Gott ihm vor allen Leuten gezeigt hat: Er ist Gott und kein anderer! Die unbelehrbare Königin und ihren Mann kümmert das so gut wie gar nicht. Sie kleben an ihren anderen Göttern wie Kletten. Sie werden auch nicht aufhören, das Volk da mit hineinzuziehen.

Und sie hören nicht auf, Elija zu drohen, ihm nachzustellen. Er steht schon mit einem Bein auf dem Richtplatz, wo man ihn enthaupten wird. Zudem wird Elija sich auch fragen, was ihn so manche von uns vielleicht auch gern fragen würden: Hat das wirklich sein müssen, dass du die Propheten und Priester Baals gleich zu Dutzenden, zu Hunderten eigenhändig umgebracht hast? Muss man denn gleich gewalttätig werden? Kein Wunder, dass er nun von Gott nur noch eins will: Nur noch sterben! So ein Leben ist nicht mehr schön! So ein Leben hat keinen Sinn mehr!

Doch Gott will ihn nicht haben, wie so manche so schön sagen. Noch nicht. Gott macht Elijas Leben kein Ende – weder zur Erlösung, noch als Strafe. Im Gegen-teil: Elija darf schlafen, darf sich ausruhen. Seine Erschöpfung darf sein. Und Elija darf essen und trinken. „Iss und trink!“ sagt ihm Gott; „du hast noch einen langen Weg vor dir.“
„Iss und trink!“ „Nehmet hin und esset! Trinket alle aus dem Becher des neuen Bundes.“ Ja, das sind die Worte des Abendmahls, das Jesus schenkt. Das sind Worte an die Jünger vor dem Leidensweg, den sie alle miteinander gehen. Das sind Worte an Menschen, die die Kraft durch dieses Essen bitter nötig haben, Worte an einen wie Judas, zu dem man allen Grund hat zu sagen: Du, muss das sein, dass du mit Jesu Feinden gemeinsame Sache machst? Und Jesus gibt allen Brot und Wein, zeigt allen: Für dich gebe ich mich in den Tod, weist keinen zurück – nicht einmal Judas!

Tage später wird er wieder Brot brechen – mit Jüngern und für Jünger, die einen schlimmen Weg hinter sich haben, die alle auf ihre Weise versagt haben, die man allesamt fragen müsste: Du, hat das sein müssen? Und wieder weist er keinen zurück. Ja, es ist wie bei Elija: Ihr habt noch einen weiten Weg vor euch! Euch kann und will ich noch brauchen! Ihr seid mir viel wert!

Heute ist Jesus Christus bei uns im Fickerstift. Er teilt Brot und Wein aus, teilt sich selber aus, neue Kraft beim Essen und Trinken. Neue Kraft für uns, für Sie, die einen langen Weg gegangen sind, einen Weg, der verschieden aussieht, auf dem es Schönes gibt und Enttäuschungen, auf dem so manches auch vergebens erscheint, auf dem auch mit Gott gehadert wird, ein Weg, auf dem ich mich bei so manchem fragen muss: "Werner Ambacher, hat das wirklich sein müssen?“Und Gott sagt auch zu uns: „Iss und trink! Ich kann dich noch brauchen! Du brauchst und bekommst Ruhe! Du brauchst und bekommst Kraft! Du brauchst und bekommst – mich!“ Ja, das ist das Wunderbare am Abendmahl, an jeder Begegnung mit Gott, wie ich sie auch immer erlebe: Gott will und braucht uns! Und Gott weist niemanden zurück: Elija nicht, Petrus nicht, mich, Sie und die anderen, die heute nicht gekommen sind, auch nicht. Esst und trinkt, denn ihr habt noch einen weiten Weg vor euch!                        

Amen