Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Johannes Bröckel

Eine stille Heldin - Geschichte von der armen Witwe

Viele berühmte Menschen sind pausenlos damit beschäftigt jeden Tag eine gute Nachricht von sich selber in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Begrüßung
Was ist es doch für ein Glück, dass wir heute Morgen Gottes Gegenwart genießen können und dabei seine Freundlichkeit erleben.
Wir spüren heute Morgen wie freundlich Gott uns entgegenkommt.
Diese Freude an unserem Gott erleben wir, wenn wir Gottesdienst feiern.

Votum
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

Lied: Eg 503, 1-3; Geh aus mein Herz…

Eingangsgebet
Reich, Gott, sind wir an Ansprüchen und Erwartungen an andere. Reich sind wir an Zuneigung und Liebe gegenüber Menschen, die uns fremd und querkommen.
Arm sind wir an Worten des echten Trostes und der Anteilnahme.
Gott, diese Wahrheit nagt heimlich in uns. Mit dieser Herzensnot wenden wir uns an dich. Wir bitten dich, sättige uns wovon wir nie genug bekommen können: Fülle uns mit deiner Liebe und deinem Wohlwollen, die uns Zufriedenheit mit uns selber und dir, Gott, schenken.
Amen!

Stilles Gebet

Lied: Eg 320; 1-4; Nun lass uns Gott dem Herren…

Predigt: Eine stille Heldin, Lukas 21,1-4

Mit welchem berühmten Menschen würden Sie gerne mal einen Tag verbringen?
Vielleicht fällt Ihnen spontan eine bekannte Persönlichkeit ein, die Sie sich aussuchen würden?
Ich selber würde gerne einen Tag mit Angela Merkel verbringen.
Denn mich interessiert, wie sie die ungeheuren Belastungen im Amt einer Bundeskanzlerin bewältigt?
Obwohl ich sehr gerne unserer Bundeskanzlerin bei ihrer Arbeit zusehen würde, bin ich mir nicht sicher, ob es immer die reine Freude ist, solch öffentliche Persönlichkeiten näher kennenzulernen.
Sie inszenieren fast ihr ganzes Leben, damit sie in einem guten Licht erscheinen.
Berühmt berüchtigt heißt es nicht ohne Grund, wenn man die Person hinter der öffentlichen Fassade näher betrachtet. 
Der Ruhm, der aufgrund ihres Amtes oder ihrer Leistungen von ihnen ausgeht, ist eine Sache.
Nicht selten sind sie auch berüchtigt, weil es unter der Hand gehandelt wird, dass Berühmtheiten dafür bekannt sind, dass sie auch noch eine andere Seite haben, die manche dunklen Schatten wirft.

  • So wissen wir inzwischen, dass der beliebte amerikanische Präsident J. F. Kennedy ein notorischer Frauenheld war, der seine Frau fortlaufend betrogen hat.
  • Willy Brandt, der ein großartiger Politiker war, konnte während seiner Zeit als Bundeskanzler nicht mit dem Alkohol umgehen.
  • Hans Albers, der neben Heinz Rühmann einer der beliebtesten Schauspieler in der Nachkriegszeit war, konnte es nicht ertragen, dass er, als er älter wurde, als Schauspieler nicht mehr gefragt war.

Inzwischen gibt es bekannte Politiker oder Künstler, die so von ihrer Bedeutung überzeugt sind, dass sie jeden Tag eine öffentliche Meldung von ihrem Wohlbefinden herausgeben.
Sie lassen jeden – ob man es möchte oder nicht -  daran teilhaben, was sie im Augenblick vorhaben und wie es ihnen dabei geht.
Tue Gutes. Jedoch wichtiger ist es heutzutage, erzähle es allen so laut als möglich.
Heute zählt es mehr von dem Guten zu erzählen, als es zu tun.

Viele berühmte Persönlichkeiten sind, wenn man genau hinschaut, pausenlos damit beschäftigt jeden Tag eine gute, eine wichtige Nachricht von sich selber in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Je lauter und schriller der Auftritt, umso mehr Aufmerksamkeit wird heutzutage erzielt.

Dann gibt es stille Helden und Heldinnen, von denen niemand spricht. Die aber jeden Tag Großes vollbringen und in der Öffentlichkeit kaum beachtet werden.

Sie tun Großes das von niemandem gesehen wird.
Sie veranstalten kein Geschrei um ihre Person. Sie denken an andere, denken und nehmen sich selber nicht zu wichtig.

Von einer solchen stillen Heldin, die keinen großen Namen hat, - einer Witwe - erzählt uns heute der Evangelist Lukas:
(Lukas 21,1-4 nach der Basisbibel)

Jesus blickte auf und sah, wie reiche Leute ihre Opfergabe in den Opferkasten warfen.
Er sah auch eine arme Witwe.
Sie warf zwei kleine Kupfermünzen hinein.
Und Jesus sagte:
Wirklich, das sage ich euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen.
Denn alle haben nur etwas von ihrem Überfluss als Opfergabe eingeworfen.
Aber diese Witwe, die doch selbst arm ist, hat alles hergegeben, was sie selbst zum Leben hatte.


(Zwei Centstücke vorzeigen und herumgehen lassen)
Was ist an zwei kleinen Kupfermünzen, an zwei Cent Großes dran?
Von zwei Cent kann man nicht leben?
Mit zwei Cent als Opfer ist im Grunde genommen niemandem wirklich geholfen.

Banker möchten inzwischen das Bargeld gerne abschaffen.
Denn die Produktion von 2 Cent Stücken ist teurer als der tatsächliche Wert der 2 Cent Münzen.
2 Cent sind so gut wie nichts mehr wert.

Aber in den zwei Cent der namenlosen Witwe ist etwas Großes verborgen, das Jesus gesehen hat.
Jesus hat dieser unbekannten Frau ihre zwei Cent sehr hoch angerechnet.
Obwohl sie selber kaum etwas zum Leben hatte, und genügend Sorgen um sich selber hatte, hat sie die Größe aufgebracht, von sich abzusehen und an andere zu denken.

Sie hat sich nicht nur um ihre Sorgen gekümmert.
Sie hat sich nicht dem Jammern hingegeben.
Das ist etwas Großartiges in den Augen von Jesus.

Diese Witwe, die keinen Namen hat, ist eine wahre stille Heldin, die mit dem Wenigen was sie tun konnte, Großes bewirkt. Sie hat sich bis heute einen Namen unter uns gemacht.
Sie ist in unser aller Munde geblieben. Sie ist nicht vergessen, weil sie in einer überzeugenden Weise die Liebe Gottes zu den Menschen lebendig gemacht hat.  Denn es beeindruckt uns wenig, wenn Menschen sich aufspielen und ihre Großartigkeit heraushängen.

Was vielmehr beeindruckt und letztlich bei uns und bei Gott zählt, das stellt Jesus heraus: Das Kleine, worüber die Großen so schnell hinweggehen, schenkt uns Hoffnung, dass doch nicht alles umsonst ist, was wir können. Es kommt auch wenn wir wenig tun können, auch auf uns an, was wir an Liebe weiterschenken.

Die zwei Cent dieser Witwe, die vom Geldwert her nichts bedeuten, sind „Gold wert“, weil sie uns Mut machen.
Mit dem wenigen, was uns oft geblieben ist, können wir im Kleinen vieles zum Guten verändern.
Die zwei Cent lenken unseren Blick auf die vielen namenlosen Helden und Heldinnen unter uns, die für sich und alle jeden Tag Großes vollbringen.

Ich lerne von vielen älteren Menschen, bei denen die Kräfte immer weniger werden, was es heißt, Großes zu leisten.
Jeden Morgen aufstehen und nicht der Versuchung zu erliegen, einfach liegen zu bleiben und sich zu bewegen und am Leben teilzunehmen, das nötigt mir sehr viel Bewunderung ab.
Das ist wahrlich etwas Großes, was die große Welt gar nicht sieht, aber uns in unserem unmittelbaren Umfeld guttut.

Aber wie soll ich es sagen, was wir an "Gold wert" an dieser stillen unbekannten Witwe entdecken: wie wenig und doch so viel nötig ist, um das Leben jeden Tag lieben zu lernen und es mit anderen zu teilen.
Wenn schon zwei Cent ausreichen uns das Leben „Gold wert“ zu machen, dann verstehen wir, welche unvorstellbare Größe die Liebe Gottes zu uns Menschen auszeichnet!
Amen!

Lied: Eg 288, 1-3; Nun jauchzt dem Herrn alle Welt

Fürbittengebet
Barmherziger Gott, du kennst die Erbärmlichkeit, zu der wir Menschen fähig sind.
Wir machen uns selber groß, wo doch oft so wenig vorhanden ist.
Wir bitten dich, dass wir den Weg besser verstehen, den du in dieser Welt gewählt hast, damit wir verstehen:
In der Niedrigkeit ist eine Größe zu erkennen,
im Leiden die Heilung,
in deinem Tod das Leben in Ewigkeit.

Hilf uns, dass wir sehen lernen, was uns in deinen Augen großmacht.
Hilf, dass wir nicht hinter jeder absterbenden Blüte den sterbenden Wald sehen und alle Hoffnung verlieren.
Wir möchten mit den Fröhlichen fröhlich sein können und traurig mit den Trauernden, sodass wir die Freude am Leben und Trost weiterschenken können.
Amen!

Vaterunser

Lied: Eg 347,1-3; Ach bleib mit deiner Gnade…

Segen