Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrer Johannes Bröckel

Ein feiner Zungenschlag

Im täglichen Leben kommt es tatsächlich auf den richtigen Zungenschlag an. Der falsche Zungenschlag, der nur harte und unversöhnliche Worte kennt, spaltet. Er lässt uns ratlos zurück.

Begrüßung mit Votum

Lied:
NL 56,1-3; Ich sing dir mein Lied…

EG 724/Psalm 43

Eingangsgebet
Gott es werden so viele Worte gemacht. Unsere Worte haben meist einen ganz
bestimmten Zungenschlag, der nichts Gutes verheißen lässt. Wir bitten dich, dass wir
unsere Zunge im Zaum halten lernen, damit wir niemanden verletzen. Lass uns
unsere Zungenfertigkeit mit Liebe ausüben, damit wir uns füreinander erwärmen.
Lass uns die richtigen feinen Worte finden, die helfen, uns zusammenzubringen.
Amen!

Evangelium
Nach dem Amtsantritt von Präsident Trump sind anscheinend die lauten Töne angesagt.
Man hat den Eindruck, dass er seine Zunge nicht bändigen will geschweige denn kann.
Doch unsere Zunge so klein dieses Organ ist, ist eine scharfe Waffe, die mehr als verletzlich wirkt.

Mit der Zunge steht nicht nur Präsident Trump auf dem Kriegsfuß.
Der Evangelist Johannes erzählt uns von der Begegnung zwischen Jesus und
Petrus, in der die feine Zunge von Jesus den tiefen Graben des gegenseitigen
Mißtrauens überwindet: Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon,

Sohn des Johannes, liebst du mich mehr, als mich diese lieb haben? Er spricht zu ihm:
Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!
Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?
Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zuihm: Weide meine Schafe!

Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?
Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und
sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht
Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! (Johannes 21,15-17)

Ein feiner Zungenschlag macht den Unterschied
Im täglichen Leben kommt es tatsächlich auf den richtigen Zungenschlag an.
Der falsche Zungenschlag, der nur harte und unversöhnliche Worte kennt, spaltet.
Er lässt uns ratlos zurück.
Er macht uns zunehmend zornig, weil alle, die es trifft, sich angeklagt und
missverstanden fühlen.
Denn so empfindlich unsere Zunge ist, weil sie ein geschmackintensives Organ ist,
umso schärfer kann sie auf der anderen Seite wirken.
Zungen können klein, scharf, spitz, gespalten sein. Nicht selten wirken sie wie ein
Bombe.

Viel zu oft haben wir mit unserer Zunge schon Gift und Galle versprüht.
Die Zunge ist eine geschliffene Waffe, deren Handhabung geübt sein will.
Hin und wieder rutschen uns Formulierungen raus, die besser ungesagt geblieben wären.

Denn Worte lassen sich weder einfangen noch können sie ungesprochen gemacht werden.
Wenn unsere Zunge unangemessen reagiert hat, dann hat sie es getan.
Deshalb kennen wir alle den inneren Drang, uns am liebsten auf die Zunge zu beißen.

Wer sich selber schon auf die Zunge gebissen hat, der weiß wie schmerzhaft es ist.
Aber dieser körperliche Schmerz ist meist leichter zu ertragen als die inneren
Verletzungen und die Scham, die wir mit einer spitzen Zunge verursachen.
Jeder von uns hat solche unliebsamen Erfahrungen mit diesem kleinen aber feinen
Muskel in unserem Mund gesammelt. Am liebsten legen wir darüber den Mantel des Schweigens.

Einer der an seiner schnellen Zunge beinahe gescheitert ist, fühle ich mich besonders nahe.
Petrus, so habe ich ihn kennengelernt, hat nicht viel nachgedacht, wenn er spontan geredet hat.
Er hatte daher von Anfang an mit seiner Zunge zu kämpfen.
Ihn zeichnete aus, dass er von seiner Freundschaft zu Jesus felsenfest überzeugt war.

Er ließ nicht den leisesten Zweifel an seiner Loyalität zu Jesus zu.
Er war von seinen besonderen Fähigkeiten überzeugt.
Dennoch war er vor einem falschen Zungenschlag nicht gefeit.
Er schämte sich im Nachgang in Grund und Boden, als er beinahe unverfroren behauptet:
„Diesen Jesus – kenne ich nicht. Er ist nicht mein Freund!“

Schon lange vor Donald Trump wusste Petrus wie man sein Heil in alternativen Fakten zu suchen hat.
Sobald ihm bewusst wurde, was er seinem Freund Jesus mit seiner unsäglichen
Zunge angetan hatte, wäre er sicherlich bereit gewesen, sich die Zunge auszureißen,
um ungeschehen zu machen, wozu er sich hat hinreißen lassen.
Unsere Zunge hat eine zerstörerische Seite an sich, die uns zu Recht ängstigt.

Umso mehr benötigen wir eine feine Zunge, die heilt, was wir mit unbedachten Worten verletzen.
Mit Hilfe von Jesus lernt Petrus seine Zunge auf eine feine und heilende Art zu benutzen.
„Petrus“, fragt Jesus ihn später, als er ihn auf seinen falschen Zungenschlag anspricht: „Hast du mich lieb?“

Es sind wenige aber feine Worte von Jesus, die Petrus mitten ins Herz treffen.
Feine Zungen helfen uns, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.
Sie benennen, was im Raum steht, was nicht zu übersehen oder zu überhören ist.
Schweigen ist in diesem Fall nicht Gold, wie uns ein Sprichwort nahelegt.

Mit seinem feinen Gespür das Richtige anzusprechen, bricht Jesus das unheilsame Schweigen zwischen ihm und Petrus auf.
Gute Worte wirken wie Balsam.
Was gut tut, das muss auch gesagt werden.
Es muss heraus, wie bei Petrus, der trotz seiner Enttäuschung über sich selbst,
seinem Freund Jesus gestehen kann:

„Ich verstehe mich selber nicht!
Ich verstehe nicht, warum ich meine Zunge nicht im Zaum halten konnte.
Ich liebe dich mehr als jeden Menschen.“

Woraus eine feine Zunge ihre versöhnende Kraft bezieht, erklärt uns der Apostel

Paulus so: Wenn ich wie ein Mensch rede oder wie ein Engel und bin ohne Liebe, bin ich ein schepperndes Blech und eine gellende Zimbel. (1. Kor 13,1)

Paulus hat es oft genug erfahren, das geschliffene Wort verbreitet Misstrauen und Unfrieden.
Wer aber seine Zunge wie Jesus mit Liebe benutzt, macht sie zu einem Instrument, das gerne gehört wird.
Ich höre in unserer augenblicklichen Situation, in der eine scharfe Zunge zum normalen Umgangston zu werden scheint, zunehmend gerne auf diese feine Zunge von Jesus.

In ihr schwingt viel Liebe für unsere menschlichen Schwächen mit.
„Hast du mich lieb?, das lasse ich mich gerne von Jesus fragen.
In diesen wenigen feinen Worten liegt eine Herzenswärme verborgen, die alle
Herzenshärte mit einem Schlag aufbricht und uns Menschen wieder füreinander erwärmt.

Amen!

Lied:
NL 56,4-5; Ich sing dir mein

Fürbitten mit
EG, 574

Nichts soll dich ängsten, nichts soll dich quälen, wer sich an Gott hält, dem wird nichts fehlen.
Nichts soll dich ängsten, nichts soll dich quälen; Dich trägt Gott.
Gott, wir bitten dich für diese Welt, in der plötzlich der falsche Zungenschlag so selbstverständlich geworden ist, um dein klärendes und erhellendes Wort.
Wir brauchen feine Worte, keine lauten Worte.
Mit harten Worten lässt sich die Liebe so leicht und schnell totreden.
Wir bitten um dein gutes Wort, das uns auf das Gute und deine Güte hinweist.
Nichts soll dich ängsten
Lass uns von Jesus Christus lernen, mit einer feinen Zunge gewinnend von der Liebe zu reden.
Lass uns deine feinen Worte finden, damit sie unter den lauten Stimmen zu hören sind.

Danke dass du nie aufhörst, von deiner großen Liebe zu uns Menschen und deiner Welt zu sprechen.
Nichts soll dich ängsten…

Vaterunser

Abkündigungen

Lied:
NL 71,1.2; Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen…

Segen