Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Ruth Dittus

Die Nacht ist vorgedrungen – Dunkelheit und Licht

Jochen Klepper hat dieses wunderbare Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“ gedichtet. Viele seiner Text wurden vertont und wurden vielen Christen in schweren Zeiten zur Hilfe und zum Trost

Jochen Klepper ist der Dichter des Liedes, das wir gerade gesungen haben. Er wurde 1903 in Beuthen an der Oder geboren, im Dritten Reich verfolgt, weil er eine jüdische Frau hatte. 1942 ging er zusammen mit seiner Familie in den Tod. 1938 veröffentlichte Jochen Klepper eine Sammlung geistlicher Lieder. Viele von ihnen wurden vertont und wurden vielen Christen in schweren Zeiten zur Hilfe und zum Trost.

Eines dieser Lieder ist „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“ Klepper greift in diesem Lied die Symbolik von Dunkel und Licht, von Nacht und Tag auf, die prägend für die Adventszeit ist. An dunklen Tagen und langen Nächten entzünden wir Lichter, es brennen Kerzen, die die Dunkelheit erleuchten. Eine Kerze nach der anderen am Adventskranz, und am Heiligen Abend dann viele Kerzen am Christbaum. Aber nicht nur das: die Kerzen, die Lichter weisen auf einen Tag hin, der nicht mehr fern ist: auf den Tag, an dem endgültig jede Dunkelheit aufgebrochen, an dem das Licht der Welt unter den Menschen aufscheinen wird. Durch die Geburt Gottes an Weihnachten hinein in die Dunkelheit dieser Welt ist uns versprochen, dass das Dunkel nicht mehr über das Licht siegen soll.

Auf dem Hintergrund des Schicksals von Jochen Klepper bekommen diese Worte einen besonderen Klang. Den Mächten der Dunkelheit wird kein Endsieg beschieden sein. Die Nacht dieser Zeit wird ein Ende haben. Der Morgenstern beginnt schon zu leuchten, die Nacht ist schon im Schwinden! Auch wer noch Grund zum Weinen hat, auch auf dessen Angst und Not scheint das Licht des Morgensterns, das Licht, das im Stall von Bethlehem leuchten wird. Und so sind wir alle, die unter dem Dunkel unserer Zeit leiden, unter Krieg, Vertreibung, Terror und Flucht, eingeladen, uns auf den Weg zu diesem Stall zu machen.

Dort werden wir das Heil finden, dort kann kein Dunkel mehr uns Menschen im Griff haben. Gott ist in unser Dunkel gekommen – er will bei uns auf Dauer wohnen und unser Leben hell machen. Das ist uns versprochen. Jochen Klepper hat das beschrieben, was zu jeder Zeit aktuell erscheint. Wo gibt es nicht in jedem einzelnen Leben Zeiten der Dunkelheit? Schwere Krankheit, für die keine Heilung in Sicht ist. Der Tod eines lieben Menschen, der uns allein zurücklässt, zerbrochene Beziehungen. Katastrophen, die Menschen um alles bringen, was sie sich zum Leben aufgebaut haben. Die Erfahrung von Nacht und Not ist noch lange nicht aus dieser Welt. Und wenn Jochen Klepper dichtet „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld“ dann weiß er dies alles.

Und dennoch: Seit damals das Licht von Bethlehem aufleuchtete gibt es keine totale und endgültige Dunkelheit mehr. „Denn nun wandert mit uns allen“, auch mit denen im Dunkel „der Stern der Gotteshuld“ Gottes Stern als Begleitschutz. Und so ruft Klepper uns zu: „Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“

Wer im Dunkel gefangen ist, für den ist es sicher nicht leicht, ja manchmal kaum möglich dieses Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Aber das hat Jochen Klepper gewiss gewusst und auch erfahren. Und so kann vielleicht der Blick auf Menschen wie ihn, auf Worte, wie er sie ausgedrückt hat, ein Halt sein, ein Halt, an dem man sich orientieren kann, wenn man selbst das Licht noch nicht zu erkennen vermag, wenn die Dunkelheit noch übermächtig scheint.

Das ist die Botschaft der Adventszeit: Nicht nur, dass in vier Wochen Weihnachten ist und alle Lichter leuchten werden und dass wieder verkündet wird, dass der Erlöser im Stall von Bethlehem geboren ist, sondern auch dass seither in jeder Dunkelheit, in jeder Angst auch Gottes Licht leuchtet. Machen wir uns auf zum Stall, wo wir das Heil finden, wo Gott sich mit uns verbündet, wo eine Hoffnung ist, die stärker ist als jede Macht, die unser Leben verdunkelt. Machen wir unsere Herzen weit für den der zu uns kommt.

Amen

Lied EG 1 „Macht hoch die Tür“ Strophe 1

Gebet:

Gott, du willst uns durch deine Botschaft neuen Mut geben.
Begleite uns durch diese Adventszeit.
Lass dein Licht leuchten unter uns, in unseren Herzen.
Lass uns zu Kindern deines Lichtes werden und deinen
Verheißungen trauen.
Lass uns mit Freude auf deine Ankunft warten.
Amen

Vater unser

Segen

Nachspiel