Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Diakonin Ruth Dittus

Befiehl du deine Wege

Viele Wege sind wir gegangen bis heute – Sie und ich. Sie schon einen längeren

als ich. Wie oft mögen sie auch vor einem Berg gestanden haben?

 

Vorspiel

Votum

Lied:
EG 391 „Jesu, geh voran“ Vers 1-4   

Psalmgebet:
EG 731 (Psalm 69)

Ehr sei dem Vater...

Gebet:
Gott, wie oft fühlen wir uns hilflos, unserer Stimmung, unserer Befindlichkeit
ausgeliefert. Missgestimmt und traurig beginnen wir viele Tage und wissen
oft nicht, warum.
Dabei täte es uns gut, aus unseren trüben Gedanken herausgerissen zu werden.
Gott, schenke uns in diesem Gottesdienst, dass wir uns anrühren lassen von
deinem Wort, damit wir unser Leben mit dir wieder neu wagen und neue
Hoffnung schöpfen können.
Deshalb bitten wir dich Gott, sei du jetzt mitten unter uns.

Stilles Gebet

Ende:
„Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.“

Amen


Liebe Heimbewohnerinnen, liebe Heimbewohnerinnen

Ich lese aus 1.Könige, Verse 4-8:

„Er aber ging hin in die Wüste eine Tagesreise und kam hinein und setzte sich unter einen Wacholder und bat, dass seine Seele stürbe und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele, ich bin nicht besser denn meiner Väter.
Und legt sich und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss. Und er sah sich um und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und eine Kanne mit Wasser. Und da er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.
Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss, denn du hast einen weiten Weg vor dir.
Und er stand auf und aß und trank und ging durch Kraft derselben Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Berg Gottes Horeb.“

Diese Geschichte hat Felix Mendelssohn-Bartholdy in seinem Oratorium „Elias“ vertont.
Elia musste fliehen, denn die Königin trachtete ihm nach dem Leben.
Und so sitzt er allein, müde, todmüde, verlassen in der Wüste unter einem Wacholderstrauch und will nicht mehr leben.
Es reicht ihm! Es ist genug! Alle seine Mühe war umsonst.
Und in dieser Situation singen ihm die Engel zu:  Disc. 2 Nr. 8

„Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt.
Deine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen und der dich behütet schläft nicht.“

In der Bibel ist es ein Engel, der Elia stärkt – er gibt ihm Wegzehrung für den weiten Weg, den er zu gehen hat. Und die Geschichte geht weiter: Am Berg Horeb kommt es zu einer Gotteserfahrung.

Ansprache
Viele Wege sind wir gegangen bis heute – Sie und ich. Sie schon einen längeren
als ich.
Wie oft mögen sie auch vor einem Berg gestanden haben?
Einem Berg von

  • Kummer und Sorgen
  • von Arbeit
  • von Unerledigtem
  • einem Berg von Schuld und Versagen

und sich gedacht haben: Wie soll ich das nur schaffen? Es ist zu schwer.
Ich kann nicht mehr!
Nun, der Psalmbeter stellt sich auch diese Frage: Woher soll mir Hilfe kommen?
Von den Bergen? Die können das nicht.
Es ist vielmehr die göttliche Kraft, die weiterhilft, weiterhelfen kann.
Und der Psalmbeter ist sich sicher: Die Hilfe, die er braucht, kommt von Gott,
der über allem steht und wirkt.
Er weiß, auch wenn es gefährlich wird für Leib und Leben, wenn der Weg glitschig
ist, auch dann wird Gott ihn auffangen.
Er wird behütet sein – bei Tag und bei Nacht.

Jeder Lebensweg beginnt mit der Geburt – umsorgt, behütet von den Eltern.
Die ersten, noch unsicheren Schritte gehen wir an ihrer Hand. Sie begleiten uns
und bewachen unser Gehen.
Dann kam die Zeit, wo wir allein gegangen sind: Zum Kindergarten, zur Schule.
Vielleicht haben sie vorher mit der Mutter gebetet:

„Jeden Schritt und jeden Tritt geh du lieber Heiland mit. Gehe mit uns ein und aus,
führe du uns selbst nach Haus.“

Nach der Konfirmation begann dann der „Ernst des Lebens“ - der Berufsweg.
In all den Jahren wurde viel gearbeitet, geschafft, angeschafft. Gearbeitet zu Hause
oder in Stellung, in der Fabrik, im Büro oder Geschäft. Beschwerlich mag das manches Mal gewesen sein.
Später haben sie geheiratet, sind mit einem Partner/einer Partnerin eine Wegstrecke
gemeinsam gegangen.
Harte und schwere Weg waren die Kriegs- und Nachkriegszeiten.
Da mag wohl mancher Stoßseufzer zu Gott gegangen sein: Wohin soll dieser Weg mich noch führen? Wo soll dieser Weg enden?
Im Rückblick mögen sie sich auch fragen: Wie viele krumme Weg, Irrwege, Sackgassen und Umwege haben meinen Weg gezeichnet.
Vielleicht beschäftigt sie die Frage: Was wäre gewesen, wenn...

Wie oft mögen sie nicht mehr gewusst haben, wie es weitergehen soll.
Aus manchen Erzählungen weiß ich, dass sie oft mutterseelenallein, ganz auf sich selbst gestellt, Verantwortung übernehmen mussten für sich, ihre Kinder oder
für die alten Eltern odere andere Verwandte.
Wähnten sie sich nicht auch manchmal von Gott verlassen und hatten Angst vor der Zukunft? Wollten so nicht mehr weitermachen?

„Siehe, der Hüter Israels...    Disc.2 Nr. 29

Jetzt führte sie ihr Lebensweg hierher.
Wie viel Wegstrecke noch vor ihnen und vor mir liegt und wie er sich gestaltet – wir wissen es nicht.
Mühsam scheint es, die letzte Wegstrecke zu gehen.
Und die Frage wiederholt sich: Woher kommt dann Hilfe?
Wahrscheinlich haben sie in ihrem Leben viele Bibel- oder Liedverse gehört und gesungen. Vielleicht waren es nur schöne Worte. Aber manchmal bekommt ein Wort plötzlich eine ganz besondere Bedeutung. Auf einmal können wir die Worte tief in unserem Inneren verstehen, denn sie sind dann mit eigener Erfahrung, mit eigenem Erleben gefüllt.
Und wir sehen dann die Zeichen Gottes – gerade dann, wenn wir einsam, traurig und verzweifelt sind. Wir können dann auf Gottes Zusage vertrauen, dass er uns behütet auf unserem Weg bei Tag und bei Nacht. Gerade in der Nacht.
Was für eine Erfahrung macht Elia am Berg Horeb: Gott kreuzt seinen Weg, nicht im Wind, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, sondern ganz sacht als leises, stilles Säuseln begegnet ihm die göttliche Kraft, die Elia damals seinen Weg aufzeigt.
Ich wünsche ihnen und mir auch solch eine Gotteserfahrung, dass wir spüren: Gott ist da, Gott schläft nicht – er behütet uns, er behütet uns vor allem Bösen, er behütet unsere Seele, er behütet unseren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Amen

Lied:
EG 362 „Befiehl du deine Wege“ V.1-4

Gebet:
Gott – du bist das Ziel meines Lebensweges. Alle Wege enden bei dir, das hoffen,
glauben und darauf vertrauen wir.
Wir glauben, dass dein Wort unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg ist. Dass du Traurigen und Schwachen Trost und Kraft gibst.
Gott, lass uns nicht vergessen, dass du es bist, der mit uns ist bis an das Ende
unserer Tage. Gib uns Menschen, die uns deine Liebe spüren lassen.
Gib uns Halt, sei du unsere Sicherheit, trage uns, wenn wir nicht mehr können,
denn du hast gesagt, dass deine Kraft in den Schwachen mächtig ist.

Amen

Vater unser

Segen
„Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsre Vernunft bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus.“
Amen

Hören wir zum Schluss die musikalische Zusage, dass Gott uns behüten will.
„Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ Disc. 1, Nr. 9

Nachspiel