Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrerin Heidrun Kopp

Auferstehung mitten im Leben

Der Tod Jesu erschüttert die Jünger und Jüngerinnen zutiefst. Ihr ganzer Lebensinhalt ist zerbrochen. Was nun? Drei Frauen bleiben „in Bewegung“.

Vorspiel

Lied:
EG, 100, 1-2  Wir wollen alle fröhlich sein

Votum:
Wir feiern Gottesdienst am Sonntag Quasimodogeniti :
Das ist der lateinische Name und das heißt: Wie neugeboren. Das geht auf eine ganz alte Geschichte zurück, schon viele hundert Jahre alt. Da gab es in den Gemeinden einmal im Jahr einen großen Tauftermin, nämlich an Ostern, an dem meist erwachsene Frauen und Männer getauft wurden, manchmal waren auch Kinder dabei. Am nächsten Sonntag dann kamen sie mit weißen Kleidern in den Gottesdienst um zu zeigen, mit der Taufe hat etwas Neues für sie angefangen.

Psalm 42
Meine Seele dürstet nach Gott

Gebet:
Gott, du Quelle unseres Lebens,
wir kommen vor dich und suchen deine Nähe. Du schenkst uns jetzt Zeit um wieder zu Besinnung zu kommen: Zeit um innezuhalten, Zeit Kraft zu schöpfen.
Wir danken dir für die vergangene Woche, mit allem was war.
Es ist gut, dass du uns immer wieder herausführst aus dem, was uns umtreibt, aus dem, was uns vielleicht auch gefangen hält.
Manchmal ist es schwer im Gedränge des Alltags den Glauben zu leben.
Wir bitten dich an diesem Morgen: Durchleuchte mit deiner Klarheit unser Leben, stärke mit deiner Zugewandtheit unseren Glauben.
Lass uns spüren, dass unser Glaube der Sieg ist, der die Welt überwindet.

In der Stille kommen wir zu dir:
Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und schenkst meiner Seele große Kraft. Amen.

Schriftlesung:
Wie die Neugeborenen so heißt der Sonntag. Taufe und neues Leben gehören zusammen. Hören wir was Paulus im Römerbrief im Kapitel 6 schreibt: Römer 6, 3-11

Lied:
EG, 346, 1-4: Such wer da will ein ander Ziel, die Seligkeit zu finden.

Predigt:
Markus 16, 9-20

Liebe Gemeinde,
Christus ist auferstanden und mit ihm auch ich - Quasimodogeniti – wie die neugeborenen Kinder. Da stehen die Täuflinge vom Ostersonntag noch einmal mit ihren weißen Gewändern, erwachsene Männer und Frauen und ein paar Kinder. Es war eine besondere Woche unter dem starken Eindruck von Ostern und ihres Tauffestes. Ein neues Leben hat für sie begonnen, sie sind nun in die christliche Gemeinde aufgenommen. Haben sich öffentlich zum Glauben an Jesus Christus bekannt, sind auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft. Sie sind voller Begeisterung, mit Feuereifer bei der Sache.
Die Festzeit geht zu Ende. Der Alltag erwartet sie.
Trägt der Glaube sie, hält er dem Alltag mit all seinen Niederungen und Widrigkeiten stand?
Werden sie weiterhin sagen können: credo, ich glaube? Geht ihre Bitte in Erfüllung, die sie vielleicht ähnlich formuliert haben, wie wir gerade im Lied: Herr Jesu Christ bleib du mein Preis, dein Wort mich speis, bleib du mein Ehr, die Wort mich lehr an dich stets fest zu glauben.
Was könnten wir diesen Anfängern, den Neuen in der Gemeinde aus unserer Erfahrung erzählen?
Wie ist das bei mir mit dem Glauben. Hat er sich im Laufe meines Lebens verändert. Gab es Durstzeiten? Wie war oder ist es mit den Zweifeln? Wie ist das mit Gewissheit und nicht wissen, Glaube und Unglaube?

Liebe Gemeinde, es ist sicher kein Zufall, dass der Predigttext für den heutigen Sonntag, den ersten nach Ostern, den Tauferinnerungssonntag, dass dieser Text von Unglaube, Nichtverstehen, Zweifeln berichtet. Denn diese Seite des Glaubens gehört bei den meisten von uns zum Glauben dazu, manchmal schamhaft versteckt, auch vor sich selbst, mal deutlich benannt.
Hören sie selbst: Ich lese aus dem Markusevangelium Kapitel 16, die Verse 9 –14
Textlesung

Liebe Gemeinde,
da setzt sich ein Weg fort, der längst vor Ostern begonnen hatte. Jedes mal wenn Jesus seinen Jüngern von seinem bevorstehenden Tod erzählt hat, dann reagierten sie mit Unverständnis ja noch mehr mit heftiger Abwehr. Sie wollten und konnten es nicht hören.
Als es dann so weit war, in Jerusalem, sind sie geflohen, nur ein paar wenige Frauen schauten von Ferne dem grausigen Sterben am Kreuz zu.
Genau diese Frauen sind es, die als erstes dem Auferstandenen begegnen. Und in ihrer Begeisterung gehen sie zu den seitherigen Weggefährten und berichten freudig aufgeregt: Er ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden.
Und sie: Sie glaubten es nicht.
Auch als es zwei weitere Jünger, diesmal Männer, denen er auch erschienen ist berichten, glaubten sie es auch nicht.
Liebe Gemeinde, Zweifler sind hier in guter Gesellschaft. Die engsten Vertrauten Jesu können es nicht glauben. Sie, die darauf vorbereitet waren, die es wissen konnten, ausgerechnet sie reagieren mit Unglauben. Die Jünger glaubten der Auferstehungsbotschaft nicht, obwohl sie sie aus erster Hand hörten.
Liebe Gemeinde, Zweifler befinden sich in guter Gesellschaft. Wir brauchen uns unserer Zweifel nicht zu schämen. Vielleicht ist das ein Trost, aber viel ermutigender finde ich die nächsten Verse, die letzten Verse des Markusevangeliums, die unbedingt noch dazu gehören:
Textlesung Verse 15 bis 20

Liebe Gemeinde
Der auferstandene Christus kommt, macht den Jüngern Vorwürfe, tadelt ihren Unglauben und dann schickt er sie sofort los, das Evangelium zu verkündigen. Ohne Übergang, ohne Ermahnungen, ohne Glaubensprüfung, ohne Bewährungsauflagen. Mit all ihrer Unsicherheit, ihrem Halbglauben und mangelndem Vertrauen schickt er sie los.
Welch eine Ermutigung für alle die daran zweifeln, ob ihr Glaube ausreicht, anderen davon weiterzugeben, ob sie etwas geben können, Evangelium weitergeben können.
So bin ich gerade im Gespräch mit einer Frau, die sich überlegt beim Besuchsdienst hier im Pflegeheim mitzumachen. Sie zweifelt. Angst macht ihr die Situation des Sterbens. Wird sie da die richtigen Worte finden, reicht ihr Glaube, ihre Zuversicht um jemanden die Angst vor dem Sterben zu nehmen?
Ich mache ihr Mut: Man muss keine Glaubensheldin sein, um jemanden im Sterben beizustehen. Wir sind nicht die Erfinder, die Autoren der Hoffnung. Wir sind beauftragt das Evangelium weiterzugeben. Wir haben da einen unendlich reichen Schatz an biblischen Erzählungen, in denen sich Gott mitteilt. Wir haben einen großen Schatz an Psalmworten, Gebeten, Liedern, die dem Sprache geben, was wir noch lange nicht ausdrücken können. Sprache, Glaube, Glaubenserfahrung die mich trägt. Und das kann ich mit anderen teilen. Am Sterbebett singen oder sprechen: Befiehl du deine Weg und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege des der den Himmel lenkt, der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, die dein Fuß gehen kann.
Sie hat jetzt mit den ersten Besuchen begonnen. Die Zweifel sind nicht einfach weg, sie begleiten sie auf ihrem Weg.
So war es denke ich auch bei den Jüngern. Die Zweifel kehrten zurück, ihr Glaube war nicht immer gleich stark, aber sie sind dabei geblieben und haben das Evangelium verkündigt. Sie haben von Gott erzählt, vom Schöpfer, von dem Gott der auf der Seite derer steht, die Unrecht erleiden, dem Gott der Menschen in die Freiheit führt, dem Gott der Menschen Hoffnung schenkt. Sie haben erzählt von ihrem gemeinsamen Erleben mit Jesus. Davon wie er Menschen heilte, von seinen Predigten und auch vom Tod am Kreuz, dem leeren Grab. Sie haben sicher auch erzählt wie sie sich selbst hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert hatten und durch die Begegnung mit dem Auferstandenen neue Kraft bekamen, Hoffnung keimte. Wie aus verängstigten, verschreckten Menschen solche mit Mut, Zuversicht und Vertrauen ins Leben wurden. Die nun selbst sagen konnten: Jesus lebt, das Leben ist stärker als der Tod.

Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen, so steht es im Text. Zeichen, keine Beweise oder beliebig vorzuführende Kunststücke, keine Machtbeweise.
Davon hat sich Jesus sein Leben lang bis zur Todesstunde distanziert: Glaube wird nicht geweckt durch Beweise.
Glaube braucht aber Zeichen, Momente, wo der Vorhang weggerissen ist und das Leben ganz und heil ist. Meist kommen sie unverhofft und oft muss man lange darauf warten.
Osterspuren mitten im Leben.
Und ich denke wir alle können von solchen Zeichen in unserem Leben erzählen. Und wir sollen davon erzählen, dass es die Begegnung mit dem Auferstandenen, die Erfahrung des Sieges des Lebens über den Tod, dass es das mitten im Leben gibt.
Sehr eindrückliche Erzählungen höre ich immer wieder von Ihnen hier im Pflegeheim. Sie können viel davon erzählen, wie wieder Licht in absolute Finsternis in ihr Leben kam, wo Hoffnung keimte, wo alles wie abgestorben schien, wo sie Wunder erlebten, die sie so nie für möglich gehalten hätten, wo Glaube wuchs durch unverhoffte Zeichen:

Ich habe sie noch gut im Ohr, die Erzählung eines inzwischen verstorbenen Bewohners. Er hat erzählt, was er im Krieg erlebt hat: Er geriet mit seiner Einheit in einen Hinterhalt. Rings um ihn das Knattern der Maschinengewehre. Kameraden sind vor seinen Augen ums Leben gekommen.
„Wissen Sie, dass ich da überhaupt lebend durchgekommen bin, das lag nicht in meiner Hand, da hat Gott mich an die Hand genommen. Da habe ich erst gelernt, was Gottvertrauen heißt.“

Ich frage oft, wenn mir Menschen von sehr schweren und dunklen Zeiten in ihrem Leben erzählen: "Wie haben Sie das überlebt? Was hat Ihnen geholfen, dass Sie daran nicht zerbrochen sind?"
Eine Mutter, die ihren einzigen Sohn bei einem Verkehrsunfall verloren hat,  überlegte lange und dann antwortete sie: „Erst wollte ich auch nur noch sterben, ich wollte lange Zeit nicht mehr leben ohne mein Kind. Dann ganz langsam kam es wieder das Leben, mit Freunden und Freundinnen, die wenigen, die mit mir das ganze Dunkel ausgehalten haben, die für mich da waren, für mich und mit mir gebetet haben und es kam wieder..... das Leben.“

Liebe Gemeinde,
das sind Zeichen, die das Wort bekräftigen, deshalb dürfen und sollen wir sie auch erzählen, denn sie machen Mut. Uns selbst, meine eigene Lebenserfahrung macht mir Mut in anderen schwierigen Situationen:
Ich habe in meinem Leben immer wieder erlebt wie Gott mir geholfen hat, wie sich ein Weg auftat, wo zunächst alles aussichtslos erschien. Das nährt die Hoffnung, auch dieses Mal wird es so sein, auch wenn ich es im Augenblick noch nicht erkennen kann.

Und wir stärken auch andere damit. Es gibt sie, die Auferstehung mitten im Leben, auch in deinem Leben.
Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden und durch die Taufe auch ich. Das gilt mir, das gilt uns, bis in Ewigkeit.  Amen.

Jesus lebt, mit ihm auch ich 115, 1-6

Fürbittegebet:
Barmherziger Gott, in Jesus Christus hast du uns alle beauftragt: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.
Du ermutigst uns dazu trotz und mit unserem Zweifel.
Wir danken dir, dass du uns den Glauben schenkst und immer wieder neu schenkst.
Wir bitten dich, stärke unseren Glauben besonders dann, wenn wir an deiner Macht und Liebe zweifeln, wenn wir Sorgen haben, wenn wir etwas Neues beginnen, wenn wir uns entscheiden müssen, wenn uns Angst lähmt, wenn wir krank sind.
Hilf uns die Hände zu öffnen und dir zu vertrauen, dass du uns beistehst, uns hilfst, wenn auch manchmal anders als wir es wünschen und hoffen.
Zu dir rufen wir: Kyrie

Wir beten für alle, die dich in ihrer Not um Hilfe bitten, für Menschen, denen das Wichtigste zum Leben fehlt: Essen und Trinken, etwas zum Anziehen, ein warmes Zuhause, Freunde und Freundinnen, die sie unterstützen. Gib ihnen was sie brauchen.
Zu dir rufen wir:

Wir bitten dich für alle, die dich in ihrer Verzweiflung suchen, für Kranke, die alle Hoffnung auf Heilung aufgegeben haben, für Sterbende, die Angst vor dem Tod haben, für Trauernde, die einen geliebten Menschen verloren haben und allein mit ihrem Leben nicht mehr zurecht kommen. Hilf ihnen zu tragen, was auf ihnen lastet. Zu dir rufen wir:

Wir bitten dich für Menschen, die für sich selbst nichts mehr bitten können, weil sie in ihrer Krankheit, in ihrem Leiden gefangen und verstummt sind. Schenke ihnen Menschen, die ihre Stimme für sie erheben und die Hoffnung aufrecht erhalten und nicht locker lassen. Zu dir rufen wir:

Vertrauensvoll bitten wir dich mit den Worten Jesu:

Vaterunser

Lied: 
EG, 99

Segen
Nachspiel