Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrerin Cornelia Reusch

Getröstet

Kann ein Plüschtier trösten? Dieses Äffle beispielsweise, das hier so leger vom Stehpult herunterschaut? Ich behaupte: Ja. Und auch die Pflegekräfte und Alltagsbegleiter, die da sind, können es vielfältig bekräftigen: Solch ein weiches Tier kann Trost geben, Nähe vermitteln. Als Junge, als Mädchen hatten Sie vielleicht selbst solch ein Lieblingstier, das Sie zu jeder Zeit, in jeder Lage verstanden hat.

Orgelvorspiel (Pinkert)
Eröffnung (Reusch)

Willkommen Sie alle, die Sie an diesem Nachmittag hierher
ins St. Bernhardt – Kirchle gekommen sind.
Hier ist Raum, der uns aufnimmt,
uns Geborgenheit schenkt,
uns einlädt, einfach da zu sein.
Es ist Osterzeit.
Frühlingszeit.
Endlich ist es warm geworden. Wir freuen uns darüber.
Was immer wir mitbringen,
an Gestimmtheit, an Erfahrungen,
jetzt sind wir hier
und feiern Gottesdienst,
feiern das Leben,
tauchen ein in Gottes Gegenwart.
Und so feiern wir Gottesdienst
im Namen Gottes des Vaters
und des Sohnes
und der Heiligen Geisteskraft. Amen.

Eingangslied:
Wach auf, mein Herz und singe
(EG 446/ 1-4.6-9)

Psalmgebet:
Psalm 139 (Nr. 754) Halbversweise!
Ehr sei dem Vater

Eingangsgebet (Reusch)
Guter Gott,
wir möchten uns zuhause fühlen
hier bei Dir.
In Deinem Haus.

Mit Menschen, die uns vertraut und nahe sind
und auch mit den anderen,
die wir nicht kennen.
Bei Dir sind wir willkommen,
wie wir sind.
In deiner Nähe können wir aufblühen
wie die ersten Frühlingsblumen
nach einem langen Winter.

So bitten wir dich:
Komm zu uns
und mach uns froh.
Lass es uns leicht werden ums Herz.
Amen.

Musikstück (2 Sätze aus Telemann-Konzert – gespielt von 5 Geigenschülerinnen von Ruth Paxson)

Kurzes Anspiel: Trostkoffer (Fröhler/Fleischer)

Musikstück (Schlusssatz aus Telemann – Konzert)

Ansprache über den „Gott allen Trostes“ (Reusch)
Liebe Gemeinde, kann ein Plüschtier trösten?
Dieses Äffle beispielsweise, das hier so leger vom Stehpult herunterschaut?
Ich behaupte: Ja. Und auch die Pflegekräfte und Alltagsbegleiter, die da sind,  können es vielfältig bekräftigen: Solch ein weiches Tier kann Trost geben, Nähe vermitteln.
Als  Junge, als  Mädchen hatten Sie vielleicht selbst solch ein Lieblingstier, das Sie zu jeder Zeit, in jeder Lage verstanden hat.
Es teilte Ihre Sorgen, Ihren Kummer, Ihre Ängste, aber auch Ihre Geheimnisse und Ihr Glück. Und es petzte nicht wie die Geschwister oder Freundinnen.
Als wir noch kleiner waren, da konnten wir  uns zur Mutter flüchten mit dem aufgeschlagenen Knie.
 „Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee, tut schon nemme weh“- so sang sie dann mit ihrer schönen Stimme und wir kuschelten uns auf ihren Schoß, das Gesicht an ihre Brust gedrückt, spürten ihre Wärme, spürten das sanfte Schaukeln und die Hände, die uns liebevoll den Rücken streichelten.
Vielleicht ist heute noch etwas von diesem Gefühl tiefer Geborgenheit und Nähe in Ihnen oder auch die Sehnsucht danach!

Als Erwachsene haben wir dann vielleicht unsere Kinder getröstet – und ein wenig vom Trost ist dabei auch an uns hängen geblieben. Denn wer andere tröstet, spürt selbst etwas von dieser heilsamen Kraft.
Oder wir hatten viel zu tun und fürs Trösten war kein Platz. Wir mussten uns bewähren in der Welt, die so ganz andere Eigenschaften und Fertigkeiten verlangt:  erfolgreich sein, etwas leisten, schnell und beweglich sein, mit guten Ideen glänzen, sein Geld verdienen.
Vielleicht vermissten wir da auch gar nichts, war uns gar nicht danach, getröstet zu werden.
Wann sind wir denn trostbedürftig? Wann brauchen wir Trost?
Was meinen Sie?
Wenn wir traurig sind, wenn uns etwas weh tut, wir Schmerzen haben, wenn wir krank sind, uns allein oder verlassen fühlen.
Wir spüren, dass uns etwas fehlt.
In der vergangenen Woche sagte mir eine Frau,  als ich an ihr Bett trat und mich erkundigte, wie ihr Tag begonnen habe: „Ich vermisse so mein Zuhause.  So wie es war - als ich noch in der Siedlung in Ostfildern lebte mit meinem Mann, meinen Kindern. Wir gehörten zusammen. Das war so schön.“
Nicht dass diese Frau  nicht Besuch bekäme oder Anrufe. Auch fühlte sie sich gut versorgt von den Pflegenden.  Aber es ist einfach nicht mehr wie es war.
Wenn wir alt werden, verändert sich so viel um uns und in uns:
Wir können uns nicht mehr unbedingt auf unseren Körper verlassen. Plötzlich fangen wir an vergesslich zu werden. Das verunsichert, irritiert, ängstigt uns und die, die zu uns gehören.
Wir brauchen Unterstützung, sind nicht mehr so selbstständig, wie wir das von uns gewohnt waren. Menschen, die mit uns vertraut waren, sind nicht mehr erreichbar.
Da gilt dann: Trost ist Not! Wenn wir so bedürftig sind nach Trost, dann sind wir auch verletzlich. Manchmal verstecken wir uns dann hinter einer harten Schale, damit niemand sieht, wie es wirklich um uns steht. Wir sind dann vielleicht abweisend und garstig wie eine Kratzbürste.
Oder wir verstecken unsere Tränen, weinen heimlich, wenn uns niemand sieht. Und wenn uns jemand weinen sieht, dann entschuldigen wir uns für unsere Tränen, als seien sie unanständig.

Was erzählt denn die Bibel übers Weinen und Trösten?
Johannes erzählt in seiner Ostergeschichte, dass Maria am Ostermorgen zum Grab kommt und dasteht und weint. Sie sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen – im Grab, dort, wo Jesus gelegen hatte.
Und sie fragen: Frau, warum weinst du?
Dann dreht Maria sich um, sieht einen Mann draußen vor dem Grab stehen und denkt, es sei der Gärtner.
Doch es ist der Auferstandene, Christus.
Und auch er fragt Maria: Was weinst du?
Eigentlich ist es doch offensichtlich, die Frage überflüssig: Maria ist tief traurig, weil Jesus tot ist.
Doch es tut gut gefragt zu werden: Warum bist du traurig? Was fehlt dir?
Wenn wir so gefragt werden, dann spüren wir: Da ist jemand, der mich sieht, dem es wichtig ist, wie es mir geht. Wir fühlen uns gesehen, gewürdigt. Und das kann manchmal auch schon trösten.

Aber es kann auch sein, dass wir spüren: Da kann mir niemand helfen. Kein Mensch kann mir helfen.
Und das ist so: Manchmal kann kein Mensch helfen. Nur Gott.
Zu ihm können wir kommen, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Er hört uns, er versteht uns, ehe wir noch ein Wort sagen.
Ja, er weiß, was wir ihm sagen wollen, ehe wir es selbst wissen:
„Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, Herr, nicht schon wüsstest.“
So haben wir vorhin gebetet.
Und weiter: „Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.“
Ist das nicht ein wunderbar tröstliches Bild: Gott umgibt mich, er hält seine Hand über mir. Was auch geschieht, ich bleibe von ihm umfangen, behütet und gehalten. Darin liegt so viel Trost. So viel Vertrauen.
Auch wenn ich das nicht verstehe mit meinem Verstand.
Auch davon spricht der Psalmbeter:
„Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.“

Maria hat auch nicht begriffen, wer da vor ihr steht am Ostermorgen.
Dort in der Ostersonne. Sie sah einen Mann und dachte, es sei der Gärtner.
Doch dann hört sie ihren Namen: „Maria“- und sie erkennt: Das ist Jesus.
Der Auferstandene. Sie begreift nicht und erlebt, dass Jesus lebt, dass sie nicht mehr traurig sein muss. Christus lebt.
Nur Gott vermag Menschen so zu trösten.
Tiefe Trauer verwandelt sich in Freude. Einsamkeit in Verbundenheit.
Wo können wir solchen Trost erfahren?
Christus hat seinen Jüngern versprochen: Ich werde euch einen Beistand schicken, einen Tröster. Die Kraft, die Menschen heilt und tröstet. Den Heiligen Geist.
Der Gottesdienst ist ein Ort, wo wir Gottes Trost und Freundlichkeit spüren können. Wo wir weinen dürfen und lachen. Wo das alles seinen Platz hat und wir spüren: Hier ist ein guter Ort. Gott sieht uns.
Amen.

Lied:
EG 402/ 1 – 3.5+6 Meinen Jesus lass ich nicht

Fürbittengebet (Knospe/Fiedler) mit Kehrvers EG 630:
Du Gott stützt mich…
Vaterunser (Knospe)

Ansagen (Reusch)
Damit sind wir schon fast am Ende dieses Gottesdienstes.
Frau Fiedler, Heimleiterin vom Pflegestift möchte uns sagen, wofür das Opfer dieses Gottesdienstes bestimmt ist.
Frau Fiedler zum Plantomobil/ Gartenprojekt
Dank sagen möchte ich allen, die ihn vorbereitet, mit gestaltet, unterstützt haben: Schülerinnen und Frau Paxson, Frau Pinkert.
Team!

Schlusslied: EG 408/ 1 – 5 Meinem Gott gehört die Welt

Segen (Reusch)

Der Herr segne euch und behüte euch.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden.
Dreifaches Amen
Längeres Orgelnachspiel (Pinkert)
Währenddessen Verteilung der Schokoherzen