Andachten - - Erstellt von Pfarrer Gerd W. Ziegler

Was bleibt?

Das Stuttgarter Haus der Wirtschaft zeigte vor zwei Jahren die Ausstellung „Das Prinzip Apfelbaum. 11 Persönlichkeiten zur Frage Was bleibt?“. Eine Initiative gemeinnütziger Organisationen informiert unter diesem Titel zu Möglichkeiten, Teile des eigenen Nachlasses einem guten Zweck zukommen zu lassen.

as Stuttgarter Haus der Wirtschaft zeigte vor zwei Jahren die Ausstellung „Das Prinzip Apfelbaum. 11 Persönlichkeiten zur Frage >Was bleibt?<“. Eine Initiative gemeinnütziger Organisationen informiert unter diesem Titel zu Möglichkeiten, Teile des eigenen Nachlasses einem guten Zweck zukommen zu lassen. Um für ihr Anliegen zu werben nutzt die Initiative das organische Bild aus dem Martin Luther zugewiesenen Ermutigungssatz: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Im Begleitbuch zur Ausstellung äußern sich ganz unterschiedliche Persönlichkeiten dazu, was ihnen wichtig ist, worin sie den Sinn des Lebens sehen und was einmal bleibt. Fotografien der Künstlerin Bettina Flitner zeigen die ausgewählten Personen in eindrucksvollen Portraits. Zu ihnen gehören Wim Wenders, der Filmemacher, Reinhold Messner, der Bergsteiger, oder Margot Käßmann, die Theologin.

Drei Sichtweisen

Im Gedächtnis anderer Menschen liegt für Wim Wenders die wesentliche Form, in der jemand nach dem Tod erhalten bleibt. Wichtiger als alles andere, was man hinterlässt, ist für ihn, wie man in der Erinnerung der Menschen weiterlebt. Und so erhofft er sich, in einer freundlichen Erinnerung zu bleiben. Seine Angst vor der Ewigkeit hat er verloren „durch den Glauben an einen freundlichen Gott“. –
Anders blickt Reinhold Messner auf das Universum. Nichts bleibt ewig, am Ende „verlieren wir uns in der Unendlichkeit“, so der Bergsteiger. Von dem, was Menschen zwischenzeitlich geschaffen haben, besteht seiner Auffassung nach nur fort, was von anderen belebt und weitergetragen wird. Als sein Erbe an nachfolgende Generationen will er seine Museen und sein Wissen einbringen. Es geht ihm nicht darum, anderen als Individuum in Erinnerung zu bleiben. –
Mit den Menschen, die vor ihr geglaubt haben und mit denen, die heute auf der ganzen Welt glauben, weiß sich Margot Käßmann verbunden. Weil auch nach unserem Tod die Welt weitergeht, ist für sie wichtig, verantwortlich im Hier und Jetzt zu leben und an die Kinder, Enkelkinder und die Welt insgesamt zu denken. Die Theologin ist überzeugt: „Die Liebe bleibt“; lassen wir Liebe zurück, wirkt diese weiter.

Früchte

Der Filmemacher sieht den Sinn seines Lebens darin, mit den Pfunden, die ihm anvertraut wurden zu wuchern, statt sie zu verscharren. Der Bergsteiger sammelt Artefakte und Wissen, um seine Erfahrungen mit Menschen zu teilen und Verständnis für andere Kulturen zu wecken. Die Theologin stellt sich der Verantwortung für die Gegenwart und denkt an die Zukunft kommender Generationen. Sie teilt meine Überzeugung: Liebe bleibt. Unser Werk ist sie letztlich nicht. Christus spricht: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht“ (Joh. 15,5b).


Literatur:
Das Prinzip Apfelbaum. 11 Persönlichkeiten zur Frage „Was bleibt?“. Berlin 2014.